NZW-Kongress: Krebspatient steht für Apotheker im Mittelpunkt |
Moderne Tumortherapie, neue Krebsmedikamente, Antiemese, Methadon in der Krebstherapie, komplementäre Behandlungsmethoden, Umsetzung von klinischen Innovationen in die Praxis und ethische Aspekte in der onkologischen Versorgung: Aktuelle Themen, Trends und Entwicklungen prägten den traditionellen NZW-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), der European Society of Oncology Pharmacy (ESOP) und der Apothekerkammer Hamburg, der dieses Wochenende rund 800 Apotheker nach Hamburg lockte.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert betrachtet die DGOP es als ihre vorrangigste Aufgabe, Klinik- und, mit der zunehmenden Zahl oraler Zytostatika, auch Offizin-Apotheker zu befähigen, Krebs-Patienten professionell mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. «Bei allem, was wir tun, geht es nicht um uns, sondern um die Betroffenen, denen wir durch hochwertige Dienstleistungen die bestmögliche Unterstützung und Therapie-Begleitung geben wollen», sagte DGOP-Präsident Klaus Meier (auf dem Foto rechts).
«Die optimale Versorgung von Krebs-Patienten steht ganz oben auf unser aller Agenda», unterstrich in seinem Grußwort auch der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen (auf dem Foto links). Er zeigte sich im Verlauf seiner Ausführungen äußerst besorgt über die Folgen für das Image und die Reputation des gesamten Berufsstandes durch den Bottroper Zytoskandal. Der Kammerpräsident sprach von Einzelfällen und schwarzen Schafen mit krimineller Energie, die drohen, allen Apothekern zum Schaden gereichen, sofern den Negativ-Schlagzeilen in der Presse nicht entsprechend entgegengetreten wird. Aufs Schärfste verwehre er sich gegen generelle mediale Pauschalurteile und Verunglimpfungen der Apotheker: «99,9 Prozent machen einen hervorragenden Job. Wir Apotheker sind es, die durch exzellente Arbeit dazu beitragen, dass der Patient besser und gesünder leben kann.»
Große Sorgen bereitet dem Kammerpräsidenten auch die aktuelle Entscheidung der Schiedsstelle zur Hilfstaxe, die die Gefahr höherer Abschläge bei der Zytostatika-Herstellung und somit der deutlichen Senkung der Preise für onkologische parenterale Zubereitungen mit sich bringt. «Ich hoffe, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist, da sonst die onkologische Produktion in vielen Apotheken und somit die flächendeckende Versorgung der Patienten mit Zytostatika zurückgehen wird.» Das dürfe nicht sein. Im Gegenteil: «Qualität hat ihren Preis. Unsere Arbeit muss entsprechend bezahlt werden. Wir lehnen diesen Schiedsspruch somit entschieden ab.»
Neben fachlichem Input gab der 26. NZW auch zahlreiche Denkanstöße zu ethischen Aspekten. Grundsätzlich müsse sich die Gesellschaft endlich auch zum Thema Leid, Sterben und Tod positionieren: Das sagte in einem Vortrag «Leben bis zuletzt - Was wir für gutes Sterben tun können» Professor Dr. Sven Gottschling, Homburg (Saar). «Wir dürfen den Tod nicht länger mehr ausgrenzen. Er gehört zum Leben», betonte der Palliativmediziner. «Trotz aller Fortschritte und trotz aller berechtigter Euphorie über neue Krebsmedikamente wird sich an der Tatsache, dass wir alle sterben werden, niemals etwas ändern.» Oberstes Credo der modernen Medizin müsse es daher sein, sterbenskranken Menschen die verbleibenden Tage, Wochen und Monate mit bestmöglicher Lebensqualität zu füllen und somit auch Schmerzfreiheit zu ermöglichen. (cb)
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29.01.2018 l PZ
Foto: PZ/Christiane Berg