Humira: Umsatzstärkstes Medikament verliert Patentschutz |
Am 16. Oktober 2018 wird es soweit sein: Das umsatzstärkste Medikament der Welt, der monoklonale Antikörper Adalimumab (Humira®) verliert in Europa seinen Patentschutz. Laut «Handelsblatt» stehen bereits rund 20 Biosimilars in den Startlöchern. Der neu aufzuteilende Kuchen, ist groß: 2016 machte Originalhersteller Abbvie mit Humira weltweit 16 Milliarden US-Dollar Umsatz, 2017 waren es vermutlich noch mehr. «Es ist eine einmalige Situation, dass mit dem Patentablauf eines einzigen Moleküls so viel Umsatz frei wird», sagte heute Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer gegenüber dem «Handelsblatt». Allein in Deutschland macht Abbvie mit Humira 825 Millionen Euro Umsatz im Jahr nach Daten von Insight Health.
2003 kam der rekombinante humane monoklonale Antikörper in Deutschland auf den Markt. Er richtet sich gezielt gegen den Tumornekrosefaktor-α (TNF-α). Die klinischen Anwendungsgebiete sind mittlerweile reich gefächert und betreffen vor allem den rheumatischen Formenkreis und chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Zugelassen ist Humira zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der juvenilen idiopathischen Arthritis, der axialen Spondyloarthritis, der Psoriasis-Arthritis, der Plaque-Psoriasis, der Acne inversa, der Uveitis sowie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Diese Erkrankungen betreffen Millionen von Kindern und Erwachsenen weltweit.
Um nicht zu viele Marktanteile zu verlieren, hat Abbvie laut «Handelsblatt» bereits mit 107 Krankenkassen Rabattverträge abgeschlossen. Damit würden rund 80 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten weiterhin wirtschaftlich mit dem Originalpräparat versorgt werden können. Der Listenpreis beträgt derzeit für sechs Fertigpens mit 40 mg/0,4 ml Injektionslösung 5231,36 Euro. Die Biosimilars werden vermutlich rund 20 bis 30 Prozent darunter liegen.
Neben der reinen Kostenfrage ist unklar, wie die Akzeptanz der Nachahmerpräparate sein wird. Da hatten es Biosimilars bei Ärzten und Patienten in der Vergangenheit oft schwer. In den besten Fällen hätten sie einen Marktanteil von 70 Prozent erreicht, in den schlechteren nicht einmal 20 Prozent, schreibt das «Handelsblatt». Ärzte scheuen sich oft, eine laufende Therapie mit Biologika umzustellen. Wird ein Patient erstmals mit einem biotechnologisch hergestellten Arzneimittel behandelt, haben Biosimilars meist bessere Chancen. (dh)
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05.01.2018 l PZ
Foto: Abbvie