Heilberufler: Plädoyer für gemeinsame digitale Agenda |
Kassenärzte, Apotheker und Zahnmediziner wollen gemeinsam eine digitale Agenda für das Gesundheitswesen entwickeln. Das geht aus einer Absichtserklärung hervor, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), ABDA und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) unterzeichnet haben. Darin sprechen sie von einer rapiden Digitalisierung, die sie gemeinsam «sinnvoll und im heilberuflichen Interesse» vorantreiben wollen. «Wo es sich anbietet, sollen Ressourcen hierzu gebündelt werden.»
Im Herbst hatten ABDA und KBV bereits bilateral ein entsprechendes Papier unterzeichnet. Nun haben sich auch die Zahnärzte angeschlossen. KBV-Chef Andreas Gassen zeigte sich erfreut über diese Entscheidung. Die digitale Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen werde eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre sein, sagte er. Das sieht ABDA-Präsident Friedemann Schmidt ähnlich. Wenn die Heilberufler an einem Strang zögen, sei das die beste Voraussetzung für den Aufbau einer schlüssigen E-Health-Architektur. «Ohne eine Architektur mit klaren Kommunikationsstrukturen unter den Akteuren ist auch eine sichere Arzneimitteltherapie auf lange Sicht nicht denkbar», so Schmidt.
In ihrer Erklärung heben die Organisationen die Chancen der Digitalisierung hervor, zeigen aber auch deren Grenzen auf. So könnten digitale Anwendungen niemals Entscheidungen von Ärzten oder Apothekern ersetzen. «Sie erweitern vielmehr deren Handlungsspektrum zum Wohle der Patienten.» ABDA, KBV und KZBV sind Mitgesellschafter der Gematik, die für den Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI) verantwortlich ist. Diese Datenautobahn soll alle Beteiligten im Gesundheitswesen miteinander vernetzen und ist aus Sicht der Unterzeichner eine «wichtige Basis für die voranschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere für gesetzliche Pflichtaufgaben». In die Weiterentwicklung der TI müssten dabei stets neue Technologien einfließen.
Darüber hinaus sehen die Heilberufler aber auch Bedarf für eigene sektorale Anwendungen. Diese machten allerdings nur Sinn, wenn sie kompatibel mit den TI-Standards seien. Die Kassenärzte verfügen bereits über ein eigenes sicheres Netzwerk, auch die Apotheker arbeiten zurzeit an einem Datennetz, das einen sicheren Austausch unter Pharmazeuten ermöglichen soll.
Vor allem mit Blick auf die Arzneimitteltherapie mahnen die Organisationen zur Eile in puncto Vernetzung. Man sei sich einig, «dass es schnellstmöglich zu einer verbesserten, aber sicheren direkten elektronischen Kommunikation zwischen Heilberuflern kommen muss, damit die Arzneimitteltherapiesicherheit gerade im Falle von Polymedikation verbessert wird», heißt es. Der bundesweite Medikationsplan sei nur ein erster Schritt und nicht ausreichend.
Großes Potenzial sehen Ärzte, Apotheker und Zahnmediziner auch in der elektronischen Patientenakte. Als Heilberufler möchten sie «eine führende Rolle bei der Konzeption und Umsetzung» der Akte spielen. Wichtig seien in jedem Fall deutschlandweit einheitliche Standards und Schnittstellen.
Da es sich gerade bei Gesundheitsdaten stets um recht sensible Informationen handelt, rücken die Organisationen in ihrer Erklärung auch den Datenschutz in den Fokus. So müssten Regelungen zum Schutz sozialer Daten stets weiterentwickelt werden, «um den Versorgungsalltag rechtssicher und am Therapieerfolg orientiert zu gestalten», schreiben sie. (sch)
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17.01.2018 l PZ
Foto: Fotolia/santiago silver