Diskriminierung: «Mohren»-Apotheken sollen Namen ändern |
In Frankfurt am Main sollen zwei Apotheken ihre Namen ändern, da sich Menschen von ihnen diskriminiert fühlen. Das hat die kommunale Ausländervertretung (KAV) der Stadt gefordert. Dabei geht es um die Zeil Apotheke zum Mohren in der Frankfurter Innenstadt und die Mohren-Apotheke in Eschersheim. Beide tragen die antiquierte Bezeichnung «Mohr» im Namen – ein Begriff, der von vielen Menschen als diskriminierend empfunden wird.
Die Bezeichnung «Mohr» wird in Deutschland seit dem 16. Jahrhundert für Menschen mit dunkler Hautfarbe verwendet und ist heute in der Alltagssprache kaum noch gebräuchlich. Sie taucht jedoch noch immer in der Werbung und auf Firmenlogos auf – oft in Verbindung mit der klischeehaften Zeichnung eines Dunkelhäutigen mit krausem Haar und wulstigen Lippen.
Von dieser Verwendung fühlen sich immer wieder Menschen verletzt. Zum Beispiel Virginia Wangare Greiner, die sich innerhalb der KAV in der Liste «Afrikanische Stimme» engagiert. Laut «Frankfurter Rundschau» (FR) hat sie den Antrag auf Namensänderung der beiden Apotheken eingebracht. «In einer demokratischen Gesellschaft sollte es Speise- und Firmennamen, die bestimmte Menschengruppen herabwürdigen oder beleidigen, nicht geben», heißt es darin.
Böswilligkeit oder rassistisches Gedankengut unterstellt das Papier den Apothekeninhabern nicht. Die Bezeichnung «Mohr» werde oft gebraucht, ohne dass dem Verwender ihre historische Bedeutung überhaupt bewusst ist, heißt es darin. Allerdings würden Stereotypen so nun einmal gedankenlos weiterverbreitet. Deshalb müssten die beiden Apothekennamen aus dem Stadtbild Frankfurts verschwinden.
Die Inhaberin der Eschersheimer Mohren-Apotheke Karin Schweizer zeigte sich gegenüber der FR verwundert darüber, dass die KAV sich nicht direkt an sie gewandt hatte. Mohren-Apotheke sei ein häufiger, «traditioneller» Name für Apotheken, sagte sie der Zeitung. Ihre eigene Offizin heiße seit ihrer Gründung in den 1960er-Jahren so. Bereits in der vergangenen Woche entfernte Schweizer jedoch das Logo ihrer Apotheke von deren Website – es hatte das stilisierte Profil einer dunkelhäutigen Frau gezeigt und war von der KAV als «klischeebehaftet» kritisiert worden.
Der Inhaber der Zeil-Apotheke zum Mohren Alexander Schwartz sagte der FR, seine internationalen Kunden störten sich nicht an dem Namen. Deshalb werde er ihn vorerst nicht ändern. Außerdem sei die Bezeichnung in die Fassade des denkmalgeschützten Hauses eingelassen, in der sich seine Offizin befindet. Sie dürfe ohnehin nicht entfernt werden. Im Antrag der KAV heißt es dazu, Menschenrechte wiegten stärker als Denkmalschutz. Das Papier soll nun in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert werden. (ap)
25.01.2018 l PZ
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