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Senioren am Steuer: DGG fordert Gesundheits-Checks

 

Für mehr Sicherheit im Verkehr sollten sich ältere Autofahrer regelmäßigen Gesundheits-Checks unterziehen – allerdings sollten diese individuell und freiwillig sein, fordert die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Andernfalls drohe den Senioren der Verlust von Autonomie und Selbstbewusstsein, was schwerwiegende Gesundheitsfolgen nach sich ziehen könne, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Leistungszertifikaten oder pauschalen und verpflichtenden Gesundheitsprüfungen erteile die DGG deshalb «eine klare Absage».

 

Zwar habe sich das Bild vom betagten Unfallverursacher bei vielen eingebrannt, doch trüge dieser Eindruck, schreibt die DGG. Unter anderem Zahlen des ADAC belegten, dass Menschen ab dem 65. Lebensjahr vielmehr selbst gefährdet seien, als dass von ihnen eine Gefahr im Straßenverkehr ausginge. Lediglich 15 Prozent der Pkw-Fahrer ab 65 Jahren seien einer ADAC-Erhebung von 2015 zufolge in dem Jahr Hauptverursacher eines Unfalls mit Personenschaden gewesen. Schuld an Unfällen mit Todesopfern waren Ältere demnach in 172 Fällen. Mehr als doppelt so häufig aber, insgesamt 379 Mal, hätten 18- bis 24-Jährige solche schweren Unfälle verursacht.

 

Dass typische Alterserscheinungen wie abnehmendes Hör- und Sehvermögen sowie eingeschränkte Reaktionsfähigkeit eine ernst zu nehmende Gefahr im Straßenverkehr sind, ist natürlich auch für die DGG ein Fakt. Gerade chronische Erkrankungen, Demenz oder ein eingeschränkter Bewegungsapparat könnten riskant sein, betont der DGG-Fahrtauglichkeitsexperte Dirk Wolter. Statt einem pauschalen Fahrverbot schlägt der Chefarzt der Gerontopsychiatrie an der LVR-Klinik Bonn Gesundheits-Checks unter geriatrischen Gesichtspunkten vor – und will dafür weitere (Gesundheits-)Akteure mit ins Boot holen.

 

Nach Vorstellung des DGG soll zum Beispiel der Hausarzt eine Rolle bei der Gefahrenprävention spielen. «Hausärzte können umfassend beraten und intensiv aufklären, wenn es Probleme gibt», so Wolter. Das gelte vor allem für die Medikamentenversorgung. Zahlreiche Autofahrer über 65 Jahre nähmen Arzneimittel, die müde machen oder den Blutdruck senken und dadurch die Fahrtauglichkeit einschränken können. Wolter rät allen älteren Autofahrern: «Sprechen Sie das Thema Fahrtauglichkeit bei Ihrem Arzt unbedingt an.» Auch Apotheker könnten zu Einschränkungen des Fahrvermögens unter bestimmten Medikamenten informieren. Zudem könnten spezielle Sehtests für Ältere helfen, das Risiko zu senken.

 

Die DGG sieht überdies die Fahrschulen in der Pflicht. «Eine Fahrstunde hat schon so manchen überzeugt, das Auto stehen zu lassen», erklärt Wolter. Andersherum könne aber auch regelmäßiges Fahrtraining zu mehr Sicherheit beitragen. «Wer keine Fahrpraxis mehr hat, baut auch mehr Unfälle. Wenn man sich beim Autofahren unwohl oder unsicher fühlt, sollte man ganz aufhören. Als Kompensation einfach nur weniger zu fahren, ist keine Lösung», so Wolter. (cd)

  

28.12.2017 l PZ/

Foto: Fotolia/Fliers