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Notaufnahme: Pharmazeuten verhindern Medikationsfehler

 

Wenn Apotheker oder PTA die Medikationshistorie von Hochrisikopatienten in der Notaufnahme aufnehmen, sinkt die Rate der Medikationsfehler um 80 Prozent. Das konnten Mediziner und Apotheker der Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles in einer randomisierten Studie zeigen. Im ersten Arm erfragten Apotheker die Verschreibungshistorie der Patienten, im zweiten Arm Pharmacy Technicians, die in den USA einen ähnlichen Stand haben wie bei uns PTA. Im dritten Arm lief die Arzneimittelanamnese wie sonst üblich über Ärzte oder Pflegepersonal.

Insgesamt wurde die Medikation von 306 geriatrischen Patienten, die in die Notaufnahme eingeliefert wurden und mindestens zehn Arzneimittel einnahmen, untersucht. Dabei konnte Apotheker und PTA gleichermaßen sowohl mehr Fehler bei der bestehenden Medikation bei Einlieferung identifizieren als auch Medikationsfehler in Folge falscher Medikationspläne deutlich besser verhindern als es derzeit standardmäßig passiert. Sie konnten die Fehlerzahl um mehr als 80 Prozent reduzieren, schreiben die Autoren im Fachjournal «BMJ Quality & Safety».

In der Konsequenz haben die Cedars-Sinai-Kliniken nun pharmazeutisches Personal damit beauftragt, die Medikationshistorie von Hochrisikopatienten mit Hyperpolymedikation, die über die Notaufnahme kommen, zusammenzutragen. Hintergrund ist auch die Überlegung, dass Medikationsfehler einer der Hauptgründe für Einlieferungen in die Notaufnahme sind. Werden sie als Ursache aber nicht erkannt, könnten Ärzte die falschen Wirkstoffe, falsche Dosen oder Dosierintervalle verordnen, bemerkt Rita Shane, Chefapothekerin am Cedars-Sinai.

«Quer über das ganze Gesundheitssystem können Fehler durch Individuen mit unterschiedlichem Wissensstand in die Patientenakte eingebracht werden, die sich dann festsetzen können», so Koautorin Shane. Einen Grund für Fehler bei der Erfassung der Medikation sieht Erstautor und Arzt Dr. Joshua Pevnick darin, dass Ärzte und Pflege dies häufig nebenbei tun, während sie sich bereits um die Versorgung der Patienten kümmern. «Deshalb ist es so hilfreich, diese Aufgabe an einen Arzneimittelexperten zu übergeben, dessen einzige Rolle es ist, die Medikationshistorie aufzunehmen.»

Wie schwierig und detektivisch diese Arbeit sein kann, beschreibt der Apotheker Jesse Wisniewski (Foto). Der Patient kann bei Einlieferung bewusstlos sein oder nur eingeschränkt Auskünfte über seine bisherige Medikation geben. Ein mitgeführter Medikationsplan kann veraltet sein. Die Apotheker versuchen, alle Informationen aus elektronischer Patientenakte, handgeschriebenen Listen, Auskünften der Stammapotheke, des Hausarztes sowie Angehörigen oder Betreuern zu sichten. Dies dauert laut Wisniewski durchaus 40 Minuten oder länger. Die Studie hat nun gezeigt, dass sich der Aufwand lohnt. Auch in Deutschland werden in ersten Kliniken bereits Apotheker beim Aufnahmemanagement eingesetzt. (dh)

DOI: 10.1136/bmjqs-2017-006761

 

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Uniklinikum Dresden: Mit Apothekern auf Station, PZ 35/2017

 

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06.12.2017 l PZ

Foto: Cedars-Sinai

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