Versandverbot: Dobbert appelliert an Sondierungsrunde |

Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert (Foto) hat mit Blick auf die Sondierungsgespräche in Berlin davor gewarnt, das Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel fallenzulassen. «Wenn das Verbot nicht kommt, werden ausländische Kapitalgesellschaften den deutschen Apothekenmarkt vollständig umkrempeln», sagte er im Rahmen der Kammerversammlung in Potsdam.
Das folgenschwere Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Oktober 2016 habe die Apothekenlandschaft bereits deutlich verändert. Versender aus dem EU-Ausland dürfen ihren Kunden seitdem Rabatte auf Rx-Präparate gewähren, während sich deutsche Apotheken weiterhin an die Preisbindung für diese Arzneimittel halten müssen. Einige Versandapotheken verzeichneten deutliche Umsatzsteigerungen, so Dobbert. Und sie lockten Kunden vehement mit Bonusprogrammen und Preisnachlässen. «Dabei können nur Präsenzapotheken die Bürger schnell und sicher mit Arzneimitteln versorgen.» Einige Politiker hätten das leider noch nicht erkannt, beklagte Dobbert.
Er sei gespannt, was am Ende aus dem Versprechen des inzwischen nur noch geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe (CDU) wird. Dieser hatte beim Deutschen Apothekertag im September versprochen, mit harten Bandagen für das Rx-Versandhandelsverbot zu kämpfen. Bei der Bundestagswahl hatte die Union wenige Tage später jedoch deutlich Stimmen verloren. Derzeit loten CDU und CSU zusammen mit Grünen und FDP die Chancen für ein mögliches Jamaika-Bündnis aus. Das Versandverbot steht damit auf der Kippe, denn vor allem die Liberalen können sich nicht vorstellen, den Versandhandel mit Arzneimitteln einzuschränken. In Kürze könnten sich in dieser Frage die Weichen stellen, dann die Parteien wollen heute bei ihren Sondierungsgesprächen erneut die Themen Gesundheit und Soziales in Angriff nehmen.
Sollte der ungleiche Wettbewerb zwischen Versand- und Präsenzapotheken bestehen bleiben, müssten die Apotheker im Gegenzug deutlich mehr Handlungsspielräume und weniger Bürokratie einfordern, sagte Dobbert. «Die Apothekerschaft muss geschlossen auftreten und endlich lauter werden.» Anders als Apotheken vor Ort würden Versender zudem keine Gemeinwohlaufgaben übernehmen. Komme das Versandverbot nicht, müsse auch eine Diskussion darüber erlaubt sein, «ob die flächendeckende Übernahme von Gemeinwohlaufgaben noch zeitgemäß ist», so Dobbert. Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass letztlich ein Weg gefunden wird, die 24-Stunden-Versorgung über Präsenzapotheken in Deutschland auch künftig sicherzustellen. (sch)
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09.11.2017 l PZ
Foto: PZ/Christiane Berg