Pharmaziestudium: Ausbau in Jena möglich? |
Auch in Thüringen gelten Apotheker laut Arbeitsagentur als Mangelberuf. Doch es fehlen Ausbildungsplätze. «Am Institut für Pharmazie an der Universität Jena haben wir in jedem Wintersemester dreimal mehr Bewerber, als wir annehmen können», informierte Professor Thomas Winckler vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie bei der Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Thüringen am 22. November 2017 in Erfurt. Aktuell sind etwa 350 Studierende am Pharmazeutischen Institut eingeschrieben. Jedes Jahr stehen 73 Studienplätze zur Verfügung.
Diskutiert wird über 50 zusätzliche Pharmazie-Studienplätze an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) – doch ist das realistisch? In der derzeitigen Situation definitiv nicht, sagte Winckler. Es fehle jetzt schon Personal für die Lehre, und das Institut sei über mehrere Standorte in der Stadt verstreut. Zudem werde in der Hochschulstrategie 2020 Personalabbau, auch bei den Professuren gefordert und es gebe praktisch keine Landesmittel für Hochschulneubauten. «Das Präsidium der FSU setzt andere Prioritäten.» Für eine Aufstockung der Studienplätze braucht das Institut laut Winckler neue Gebäude mit Ausbau der Labor- und Hörsaalkapazitäten, die Wiederbesetzung von Professuren sowie neues Personal. Dass die Klinische Pharmazie nicht mit einer Professur in Jena vertreten ist, sei inzwischen ein Standortnachteil, monierte der Hochschullehrer. Die Fakultät sehe die Notwendigkeit einer Aufstockung, aber die Mittel dafür fehlen.
Dennoch ist Winckler optimistisch, denn in puncto Forschung sei die Pharmazie topp. Sie sei an zahlreichen in Sonderforschungsbereichen, DFG- und EU-Projekten beteiligt, stark eingebunden in die Uni-Schwerpunkte Light und Life und mit der Thüringer Industrie gut vernetzt. «Unser Institut steht so gut da wie nie zuvor, weil wir uns in der Forschungslandschaft extrem gut vernetzt haben. Das müssen wir nutzen.»
Kammerpräsident Ronald Schreiber sicherte die Unterstützung des Berufsstandes zu. «Apotheker werden mehr denn je gebraucht, denn sie sind ein essenzieller Bestandteil der Daseinsvorsorge der Bürger. Wir brauchen mehr Apotheker in Thüringen.» (bmg)
22.11.2017 l PZ
Foto: Thomas Winckler, Universität Jena