Kammer Niedersachsen: Zytoskandal erschüttert Vertrauen |
Bei der Versammlung der Apothekerkammer Niedersachsen am 22. November in Hannover hat sich Kammerpräsidentin Magdalene Linz (Foto) erschüttert über den Bottroper Zyto-Skandal gezeigt, von dem Tausende Patienten betroffen sein sollen. Ein Apotheker soll in der Stadt im Ruhrgebiet über Jahre hinweg zu niedrig dosierte Zytostatika abgegeben und gleichzeitig zum vollen Preis bei den Krankenkassen abgerechnet haben.
Das Vorgehen des Bottroper Zyto-Apothekers sei ein krimineller Akt, für den sie angesichts des großen körperlichen und seelischen Schadens für Betroffene und Angehörige kaum Worte finde, so Linz. «Es ist wirklich schlimm und erschreckend.» Zutiefst besorgt zeigte sich die Kammerpräsidentin auch mit Blick auf die Störung des generellen Vertrauensverhältnisses von Apotheker und Patient, denn durch die schwere Tat einer einzelnen Person werde das Image eines ganzen Berufsstands geschädigt. Es müsse alles getan werden, damit dieses Vertrauensverhältnis keinen langfristigen Schaden nehme, so Linz.
Die Kammerpräsidentin betonte, dass derzeit seitens der Landeskammer gemeinsam mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium wie in Nordrhein-Westfalen sehr viel strengere Kontrollmechanismen erwogen würden. Doch wie im Fall auch das Krankenpflegers Nils H., der für eine der größten Mordserien an niedersächsischen Krankenhäusern in Delmenhorst und Oldenburg verantwortlich gemacht wird, sei klar, dass sich kriminelles Handeln durch Kontrollen sicher nicht unterbinden, sondern nur minimieren lässt.
«Wir sehen mit Blick auf die Verhinderung von Kriminaltaten dringenden Handlungsbedarf, doch wollen wir gleichzeitig das Vertrauen der Bevölkerung in die gute Arbeit der Apotheken stärken und dafür sorgen, dass diese nicht zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt werden», unterstrich eine Repräsentantin des niedersächsischen Gesundheitsministeriums. «Es darf nicht sein, dass ein einzelner Täter den generellen Ruf und die Reputation aller Pharmazeuten dauerhaft schädigt», sagte sie.
Am Tag der Kammerversammlung wurde in Hannover eine neue niedersächsische Landesregierung vereidigt. Damit hat es einen Wechsel auch an der Spitze des Gesundheitsministeriums gegeben. Anstelle von Cornelia Rundt (SPD) hat die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Carola Reimann aus Braunschweig das Sozial- und Gesundheitsressort übernommen. Von Haus aus Biotechnologin, ist Reimann mit den Inhalten der Gesundheitspolitik bestens vertraut. Als profunde Kennerin der Gesundheitsszene hat sie immer wieder betont, dass sich die Kompetenzen der Apotheker im Gesundheitswesen stärker wiederfinden müssen, sagte Linz. Sie freue sich auf die Arbeit mit Reimann, die sich auch im Bundestag als sehr durchsetzungsfähig gezeigt habe, machte die Kammerpräsidentin deutlich.
Unter Beifall dankte Linz der scheidenden Ministerin Rundt für die vertrauensvolle Zusammenarbeit der vergangenen Jahre. Auch Rundt habe sich den Apothekern immer sehr verbunden gezeigt und ihnen im Kampf um den Erhalt der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch die Apotheke vor Ort den Rücken gestärkt. «Sie hat immer wieder deutlich gemacht hat, dass wir ihr wichtig sind», so Linz. (cb)
23.11.2017 l PZ
Foto: PZ/Christiane Berg