Immuntherapie: Angriff am CD22-Rezeptor |
Die CAR-T-Zelltherapie, eine Immuntherapie mit genmanipulierten menschlichen T-Zellen, hat ein weiteres Angriffsmolekül im Visier. Während die in den USA zugelassenen Therapien Axicabtagen Ciloleucel (Yescarta™ von Gilead) und Tisagenlecleucel (Kymriah™ von Novartis) den CD19-Rezeptor auf Leukämie- und Lyphomzellen adressieren, richtet sich die neue Variante gegen das Oberflächenprotein CD22. Eine Phase-I-Studie zeigte erste klinische Erfolge, schreiben Forscher um Professor Dr. Crystal Mackall von der Stanford University in Kalifornien im Fachmagazin «Nature Medicine».
In Studien sprechen viele, aber nicht alle Patienten mit rezidivierter oder refraktärer B-Zell-Leukämie auf eine Therapie mit Anti-CD19-CAR-T-Zellen an. Zudem entwickeln nicht wenige eine Resistenz. Vor diesem Hintergrund fokussierten sich die Forscher um Mackall auf eine alternative Zielstruktur: Der Oberflächenmarker CD22 befindet sich wie CD19 auf B-Zellen und unterscheidet sie somit von anderen Körperzellen.
An der Dosis-Eskalationsstudie nahmen 21 Patienten im Alter von 7 bis 30 Jahren teil, die an einer akuten lymphatischen Leukämie litten. Alle Probanden hatten zuvor mindestens eine hämatopoetische Stammzelltransplantation erhalten. 17 Patienten hatten zuvor eine Anti-CD19-CAR-T-Zelltherapie erhalten. Mit der neuen Variante gegen CD22 kam es bei zwölf Patienten zu einer kompletten Remission. Von diesen blieben drei nach drei, sechs und neun Monaten ohne Rezidiv. Bei den übrigen neun kam es zu einem Rückfall. Die Forscher konnten nachweisen, dass dies auf einer verminderten Expression von CD22 beruhte.
Eine gefürchtete Nebenwirkung der CAR-T-Zelltherapie ist ein sogenannter Zytokinsturm (CRS), eine teils lebensgefährliche systemische Erkrankung mit hohem Fieber und Grippe-ähnlichen Symptomen. Möglich sind auch schwere neurologische Komplikationen. In der Studie kam es bei 16 der 21 Patienten zu einem CRS vom Grad 1 (milde Reaktion, keine Intervention erforderlich) oder vom Grad 2 (Unterbrechen der Infusion erforderlich, aber unverzügliche Reaktion auf Intervention mit Antihistaminika, NSAR et cetera).
«Wir haben eine weitere CAR-T-Zelltherapie entwickelt, die sich in einer Phase-I-Studie als hoch wirksam erwiesen hat», resümiert Mackall in einer Pressemitteilung der Universität. Gleichwohl sei auch die Rezidivrate hoch. Die Arbeitsgruppe hat daher bereits mit der Entwicklung von weiteren CAR-T-Zelltherapien begonnen, die sowohl CD19 als auch CD22 nutzen. Im Tierversuch war die bispezifische CAR-T-Zelltherapie erfolgreich. Eine erste klinische Studie soll demnächst beginnen. (kg)
DOI: 10.1038/nm.4441
23.11.2017 l PZ
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