Krankenhäuser wollen mehr Geld und weniger Bürokratie |
Die deutschen Krankenhäuser brauchen mehr Geld und Personal sowie einen deutlichen Bürokratieabbau. Das hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) heute in Berlin gefordert. Die neue Regierung müsse dafür sorgen, dass die Kliniken ihre Angestellten nach den neuesten Tarifen bezahlen können, sagte DKG-Präsident Thomas Reumann. Auch seien die Personalvorgaben zu starr und unflexibel. Rund 10.000 Stellen in Krankenhäusern seien deshalb derzeit nicht besetzt. Weiter sei es unzumutbar, dass eine Vollkraft in einer deutschen Klinik 9,5 Auszubildende betreuen muss, erklärte Reumann. «Wenn wir nicht riskieren wollen, dass etwas verloren geht, dann müssen wir aufpassen, dass unsere Gesundheitsversorgung, um die uns viele auf der Welt beneiden, nicht der Wirtschaftlichkeit geopfert wird», so der DKG-Chef.
Die Organisation bemängelte auch, dass Ärzte und Pflegekräfte zu viel Zeit für bürokratische Formalien aufwenden müssten. Pro Tag verbringe jeder Arzt im Schnitt vier Stunden mit solchen Tätigkeiten, bei Pflegekräften seien es drei Stunden. «Zeit, die für die Pflege und die ärztlichen Leistungen fehlt», warnte Reumann. Von der neuen Bundesregierung fordert er deshalb ein Bekenntnis zum Abbau von Bürokratie im Gesundheitswesen. Die Prüfungen durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen nannte er «ausufernd» und erklärte, sie müssten zurückgefahren werden.
Die Kliniken sorgen sich auch um ihre ambulante Notfallversorgung. Immer mehr Patienten suchten die Notaufnahmen der Krankenhäuser mit Beschwerden auf, die auch ein niedergelassener Arzt behandeln könnte. Jedes Jahr seien rund eine Milliarde Euro zu wenig da, um diese Menschen zu versorgen, so Reumann. Er forderte, dass die Kliniken für Leistungen im ambulanten Notfallbereich künftig direkt von den einzelnen Krankenkassen bezahlt werden. Bislang müssen sie sich die Ausgaben von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) erstatten lassen, da diese laut Gesetz die ambulante Versorgung sicherstellen.
Die Kliniken wollen bei der Notfallversorgung gerne wie angedacht mit niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten. Allerdings sollten nicht die KVen den gesetzlichen Auftrag für die Errichtung sogenannter Portalpraxen bekommen, sagte Reumann. Sie seien schließlich keine medizinischen Leistungserbringer und planten außerdem, die Zahl solcher Ambulanzen zu stark zu begrenzen. Die Organisation will die Kliniken stattdessen selber in der Hand haben.
Sorgen machen den Krankenhäusern auch die steigenden Kosten für die Digitalisierung. Die Betriebskosten und die Investitionsmittel der Bundesländer reichten hinten und vorne nicht, um Gebäude und medizinische Ausstattungen entsprechend aufzurüsten, so der DKG-Chef. Er forderte deshalb einen Digitalisierungszuschlag für Krankenhäuser. (ah)
26.10.2017 l PZ
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