USA: Revival für Krebsmedikament Mylotarg |

Die US-amerikanische Zulassungsbehörde hat das Zytostatikum Gemtuzumab Ozogamicin (Mylotarg®) zur Behandlung von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) zugelassen. Eingesetzt werden darf es in Kombination mit Standard-Chemotherapie bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Erkrankung, deren Tumor das Oberflächenprotein CD33 exprimiert (CD33-positive AML). Zudem darf es CD33-positiven AML-Patienten ab einem Alter von zwei Jahren verabreicht werden, die nicht auf eine vorherige Therapie angesprochen oder einen Rückfall erlitten haben. Für die EU wurde die Zulassung im Dezember 2016 beantragt.
Die Zulassung beruht auf einem umfangreichen Studienprogramm, inklusive der Phase-III-Studien ALFA-0701 und AML-19 sowie der Phase-II-Studie MyloFrance-1. Laut Pfizer umfassen die Studien, die Wirksamkeit und Sicherheit von Gemtuzumab Ozogamicin sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Chemotherapie belegen, zehn Jahre Forschung und mehr als 4300 Patienten. Als häufigste Nebenwirkungen traten unter anderem Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Stomatitis, Rash sowie Thrombozytopenie und Neutropenie auf.
Gemtuzumab Ozogamicin ist ein experimentelles Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, in dem der gegen den B-Zell-Rezeptor CD33 gerichtete monoklonale Antikörper Gemtuzumab kovalent an Ozogamicin gebunden ist. Letzteres ist ein Derivat der hochgradig zelltoxischen Substanz Calicheamicin. CD33 wird bei mehr als 90 Prozent der AML-Patienten auf der Oberfläche von Myeloblasten exprimiert. Bindet Mylotarg an das CD33-Antigen auf der Zelloberfläche, wird es in die Zelle aufgenommen und Ozogamicin freigesetzt, was den Zelltod verursacht.
Mylotarg hatte in den USA bereits im Jahr 2000 eine Zulassung erhalten zur Behandlung älterer AML-Patienten mit einem Rezidiv, für die eine intensivierte Therapie nicht angezeigt war. Pfizer hatte zehn Jahre später auf Anraten der FDA das Medikament vom Markt genommen, da weitere Studien ergeben hatten, dass die Patienten unter Gemtuzumab Ozogamicin plus herkömmlicher Chemotherapie keinen Nutzen gegenüber der Standardtherapie hatten. Zudem traten als Nebenwirkungen vermehrt Lebererkrankungen und mehr Todesfälle auf. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte 2008 einen Zulassungsantrag aufgrund des negativen Nutzen-Risiko-Verhältnisses abgelehnt. (kg)
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04.09.2017 l PZ
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