Linz: «Niedersachsen braucht Stationsapotheker» |
Zwar liegt die Novellierung des niedersächsischen Krankenhausgesetzes, mit der Stationsapotheker für alle Krankenhäuser zur Pflicht werden sollen, zurzeit wegen der vorzeitigen Neuwahl in dem Bundesland auf Eis. Vorsorglich behauptete jedoch die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft, es würden 180 Stationsapotheker benötigt und diese Stellen könnten mangels qualifizierter Pharmazeuten nicht besetzt werden. Dem widerspricht die Apothekerkammer Niedersachsen jetzt in einer offiziellen Stellungnahme.
Gerade die pharmazeutischen Herausforderungen im Krankenhaus seien für viele Apotheker sehr reizvoll. «Die Aufgaben eines Stationsapothekers sind bei den Absolventen des Pharmaziestudiums sehr beliebt», betont Kammerpräsidentin Magdalene Linz. Bundesweit ausgeschriebene Stellen stießen auf sehr großes Interesse. Auf eine entsprechende Stellenanzeige des Klinikums Region Hannover zum Beispiel hätten sich in kürzester Zeit 26 Apotheker beworben. Das hierzulande noch relativ neue Berufsbild veranlasse sogar deutsche Apotheker zur Rückkehr aus angelsächsischen Ländern, in denen die Zusammenarbeit zwischen Apotheker, Arzt und Pflegepersonal auf Station längst fest etabliert ist.
«Wir halten den Weg der Landesregierung, Stationsapotheker in allen 180 niedersächsischen Kliniken einzuführen, für konsequent und richtig», so Linz. «Gerade hier können Apotheker und Ärzte als interdisziplinäres Behandlungsteam patientenindividuelle Therapiealternativen entwickeln und damit die Patientensicherheit erhöhen.»
Hintergrund für die geplante Novellierung war die sogenannte Pflegemordserie, bei der ein Pfleger in zwei niedersächsischen Kliniken Hunderte von Patienten absichtlich mit dem Antiarrhythmikum Ajmalin in einen lebensbedrohlichen Zustand versetzte. Stationsapotheker sollen in Zukunft unter anderem helfen, auffällige Medikamentenbestellungen zu identifizieren und zu prüfen.
Mit ihrer Initiative reagiere die Regierung auch auf die Ergebnisse einer Krankenhausstudie des Instituts für Patientensicherheit der Universität Bonn, erklärt die Apothekerkammer Niedersachsen. Die Untersuchung belege, dass bei den Risikoschwerpunkten in Krankenhäusern seit Jahren die Schnittstellen sowie die Arzneimitteltherapiesicherheit als besonders fehleranfällig gelten. (dh)
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11.08.2017 l PZ
Foto: Fotolia/Fabio Balbi