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Krebs: Methadon nur in Absprache mit Onkologen!

 

Derzeit ist Methadon in der Onkologie ein großes Thema in den Medien. Viele Patienten mit fortgeschrittenem Krebs setzen ihre Hoffnung in das vollsynthetische Opioid, dem Antitumor-Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Evidenzlage dazu ist jedoch ausgesprochen dünn.

Ein Ärzteteam von den Unikliniken Jena und Dresden berichtet jetzt im «Deutschen Ärzteblatt» von drei Krebspatienten, die ohne Kenntnis ihres behandelnden Onkologen Methadon einnahmen – mit schwerwiegenden Folgen. Eine 57-Patientin mit metastasiertem Adenokarzinom des Darms, die bereits gut mit Oxycodon plus Naloxon (Targin®) zur Schmerzbehandlung eingestellt war, starb vier Tage, nachdem sie zusätzlich Levomethadon (L-Polamidon®) in Tropfenform verordnet bekommen hatte. Die beiden anderen Patienten waren zwischenzeitlich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Bei einem Patienten ist der Hausarzt als Verordner genannt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Anwendung sowohl von Methadon als auch Levomethadon bei Tumorpatienten erhebliche Risiken birgt, während es bislang keine Evidenz für eine wirksame Tumorkontrolle gibt. Den sechs Autoren seien zudem Einzelfälle bekannt, in denen Patienten die gesamte onkologische Therapie abgebrochen haben, nachdem ihr Arzt die Verschreibung von Methadon verweigert hatte, berichtet das «Deutsche Ärzteblatt» online.

In ihrem Bericht «Methadon in der Onkologie: „Strohhalmfunktion“ ohne Evidenz» setzen sich die Autoren um Dr. Jutta Hübner detailliert und kritisch mit der derzeitigen Nachfrage von Methadon bei Tumorpatienten auseinander, angetrieben durch eine intensive Berichterstattung. Tenor in den Publikumsmedien: Methadon sei eine zusätzliche und nebenwirkungsarme Chance für Krebspatienten, die man ihnen nicht vorenthalten könne. Die Autoren erinnern jedoch an die ethischen Grundprinzipien des Nutzens und Nichtschadens.

Sie schlagen mangels Daten aus kontrollierten Studien vor, wie in den USA Fallbeispiele sowohl für erfolgreiche Therapieversuche («Best Case Series») als auch solche mit Komplikationen («Worst Case Series») zu sammeln und unabhängig zu bewerten. Daraus sollen ein potenzieller Wirkmechanismus, mögliche Indikationen und Gegenanzeigen abgeleitet werden. Auf dieser Basis könnten eine systematische Literaturanalyse durchgeführt werden und Studien gezielt geplant werden – auch im Hinblick, dass es sich bei dem derzeitigen Hype um Methadon in der Krebstherapie um ein Phänomen mit hohem Schadenspotenzial handle, dass in Zukunft auch bei anderen vermeintlichen «Durchbrüchen» in der Medizin immer wieder auftreten könne. (dh)

 

Lesen Sie dazu auch

«Methadon in der Onkologie: „Strohhalmfunktion“ ohne Evidenz», Deutsches Ärzteblatt (externer Link)

Methadon als Krebsmittel: Spiel mit dem Patienten, PZ 29/2017

Tumortherapie: Methadon bleibt umstritten, Meldung vom 12.07.2017

 

Mehr zum Thema Krebs und Zytostatika

 

21.08.2017 l PZ

Foto: Fotolia/M.Rode-Foto

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