Gewinne von Apotheken: Große florieren, Kleine schwächeln |
Wie rentabel eine Apotheke in Deutschland ist, hängt sehr stark von ihrem Standort ab. Das hat ein Gutachten des Deutschen Apotheker-Verlags und der Apothekergenossenschaft Noweda ergeben, über das heute das «Handelsblatt» berichtet. Demnach sind die Unterschiede in der Höhe des Gewinns, den einzelne Apotheken erzielen, hierzulande enorm.
Während es knapp der Hälfte (48 Prozent) der deutschen Offizinen gut geht, da sie sich über ein jährliches Betriebsergebnis von knapp 150.000 Euro freuen können, kommen zehn Prozent kaum noch über die Runden. Das Betriebsergebnis dieser Apotheken liege bei weniger als 66.000 Euro im Jahr. Damit seien die betroffenen Offizinen nicht mehr rentabel zu führen, heißt es im Gutachten. Sobald der Gewinn vor Steuern 62.000 Euro unterschreite, sei die Apotheke kaum zu halten.
Laut zitiertem Gutachten besteht diese Gefahr vor allem für die 1700 deutschen Apotheken, deren Besitzer nur eine einzige Apotheke führen und die so ländlich liegen, dass es im Umkreis von fünf Kilometern keine weiteren Apotheken gibt. 760 dieser Offizinen lägen unter der beschriebenen Gewinn-Schwelle, heißt es dort.
Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche reagierte bereits auf die Zahlen. Der Politikerin zufolge ist nicht die Konkurrenz aus dem Internet Grund für die schlechte finanzielle Situation der Landapotheken – diese These sei lediglich ein Ablenkungsmanöver der Großverdiener unter den Pharmazeuten. Tatsächlich sei die Misere das Ergebnis ungerechter Verteilung innerhalb des Berufsstands. «Wir haben offensichtlich ein massives Verteilungsproblem der Einkommen zwischen guten und schlechten Lagen sowie großen und kleinen Apotheken», so Schulz-Asche. «Während die kleinsten Apotheken nur am Leben erhalten werden, dringen die größten Apotheken in beachtliche Einkommenssphären vor.»
Die Politikerin schlägt deshalb vor, gut verdienende Apotheker sollten ihre Kollegen in weniger guten Lagen auszahlen. Kleine, versorgungsrelevante Apotheken sollten einen Sicherstellungszuschlag von der besser verdienenden Konkurrenz bekommen, so Schulz-Asche. «Die Zahlen zeigen, dass dafür genug Geld da ist.» Die Politikerin kritisierte, dass eine solche Umverteilung bisher nicht stattfindet, sondern alle Apotheker infolge des Arzneimittelstärkungsgesetzes nun «per Gießkannensystem» mehr Honorar bekommen. Angesichts der vielen gut verdienenden Betriebe sei das schon fast eine Veruntreuung von Versichertengeldern, erklärte sie. (ap)
03.08.2017 l PZ
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