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Tumortherapie: Methadon bleibt umstritten

 

Der Einsatz des Opioids Methadon gegen Krebs ist in der Fachwelt umstritten. Einen der Hauptkritikpunkte, dass nämlich für diese Indikation keine belastbaren Daten vorliegen, konnte eine kleine Studie mit 27 Krebspatienten an der Berliner Charité nun zumindest teilweise entkräften. Die Studienautoren wollen jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen und schließen sich damit den Warnungen diverser Fachgesellschaften an.

 

Die Rationale für die im Fachmagazin «Anticancer Research» veröffentlichte Studie bildeten frühere Untersuchungen der Ulmer Chemikerin Dr. Claudia Friesen, in denen Methadon in Glioblastom-Zellen und im Tiermodell die Wirksamkeit des Zytostatikums Doxorubicin verstärkt hatte. Vor diesem Hintergrund behandelten die Onkologen um Dr. Julia Onken nun 27 Patienten mit Gliomen zusätzlich zur jeweiligen Chemotherapie im Rahmen eines individuellen Heilversuchs mit täglich 5 mg Methadon. Sie steigerten in Abhängigkeit von der Verträglichkeit die Dosis auf bis zu 15 bis 35 mg täglich. Nach sechs Monaten beurteilten die Forscher die Verträglichkeit sowie das progressionsfreie Überleben.

 

Methadon konnte mit der Standard-Chemotherapie sicher kombiniert werden, ohne dass die Toxizität und das Risiko für vegetative Symptome wie Tachykardie, Schwitzen oder Unruhe zunahm. Das progressionsfreie Überleben war laut den Studienautoren vergleichbar mit demjenigen von Kontrollpatienten früherer Studien. Sie betonen, dass der Fokus der Untersuchung auf der Verträglichkeit und Sicherheit lag und sie keine Aussage über eine potenzielle antitumorale Wirkung von Methadon zulässt. Des Weiteren sei die Evidenz aufgrund der geringen Probandenzahl und des retrospektiven Studiendesigns insgesamt als niedrig einzustufen.

 

Dieser Einschätzung schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie an. Die Daten müssten in kontrollierten Studien überprüft werden, idealerweise in einer randomisierten Studie, alternativ in einer Fall-Kontroll-Studie, heißt es in einer Stellungnahme. Auf Basis der bisher vorliegenden Daten zur Wirksamkeit und des möglichen Risikos einer erhöhten Sterblichkeit sei eine unkritische Off-Label-Anwendung von Methadon nicht gerechtfertigt.

 

Auch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) fordert in einer aktuellen Stellungnahme beim Einsatz von Methadon eine strenge Unterscheidung zwischen Schmerz- und Tumortherapie. Die Substanz habe eine unbestrittene Wirkung auf Schmerzen, wie sie auch im Rahmen von Tumorerkrankungen vorkommen können. Für eine wachstumshemmende Wirkung auf das Tumorgewebe beim Menschen gebe es dagegen bisher keinen ausreichenden Nachweis. Die DGP rät daher von der Verwendung von Methadon zur Tumortherapie ab. (kg)

 

DOI: 10.21873/anticanres.11438

 

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12.07.2017 l PZ

Foto: Fotolia/Bertold Werkmann

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