Antibiotika: Regeln gegen Resistenzen |

Lokal-Antibiose, Antibiotika-Gabe ohne Indikation, Erregerdiagnostik und Resistenzbestimmung sowie unnötiger Einsatz von Breitband- und Reserve-Antibiotika: Dies alles fördert die Resistenzbildung gegen die Wirkstoffe. Professor Dr. Christian Bogdan (Foto), Direktor des Mikrobiologischen Instituts der Universität Erlangen-Nürnberg, nannte beim Bayerischen Apothekertag in Würzburg Lösungsansätze: klare Erregerdiagnostik, um Antibiotika gezielt einsetzen zu können, Rückkehr zu altbewährten Wirkstoffen und möglichst Verzicht auf Breitspektrum- und Reserve-Medikamente.
Sorgenkinder unter den multiresistenten Erregern (MRE) waren lange Zeit die Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Stämme. Heute sind laut Bogdan eher multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN) gefürchtet, zum Beispiel E. coli, Enterobacter- und Klebsiella-Spezies. Als «3MRGN» werden Enterobakterien bezeichnet, bei denen drei Substanzklassen unwirksam sind (Penicilline, Cephalosporine und Gyrasehemmer). Bei «4MRGN» sind zudem auch Carbapeneme unwirksam.
Ein grundsätzliches Problem der aktuellen Wirkstoffe ist die fehlende Selektivität gegen den Erreger. Daher schädigen Antibiotika immer auch die physiologische Flora des Patienten. Bogdan: «Wir brauchen Wirkstoffe, die erregerspezifisch sind und keine Kollateralschäden auslösen. Die Infektionstherapie der Zukunft muss sich gegen den Erreger und nicht zugleich gegen die Normalflora richten!»
Ganz neue Ansätze sind die Blockade von Virulenzfaktoren, Erregerlyse durch spezifische Bakteriophagen oder Defensine und Defensin-Mimetika und der Einsatz von räuberischen Bakterien wie Bdellovibrio bacteriovorus, die an andere gramnegative Keime andocken und diese vernichten. «Doch wie erreicht man, dass körpereigene Bakterien nicht attackiert werden?» Der Ansatz, Bakterien durch Virulenzblocker zu «zähmen», zum Beispiel durch Inhibition der Adhäsion, der Toxin-Freisetzung oder -funktion, klappt im Tierversuch laut Bogdan bereits gut. (bmg)
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08.05.2017 l PZ
Foto: PZ/Alois Müller