Tuberkulose: Ethambutol macht Stäbchen zu Kugeln |
Das altbekannte Tuberkulose-Mittel Ethambutol wirkt bakteriostatisch auf den Erreger, indem es dessen Längenwachstum stoppt. Die Bakterien können sich weiterhin teilen, nehmen aber durch die Behandlung mit Ethambutol eine kugelige Form an statt ihrer normalen stäbchenförmigen. Dieses bisher unbekannte Detail der Wirkweise von Ethambutol klären Forscher der LMU München um Dr. Karin Schubert im Fachjournal «mBio» auf.
Die Zellwand von Mycobacterium tuberculosis ist dreischichtig aufgebaut. Von innen nach außen besteht sie aus einem Peptidoglykan-Mantel, einer Arabinogalaktan-Schicht und einer Lipidschicht aus Mykolsäuren. Ethambutol interagiert mit der mittleren Schicht: Es verhindert, dass sich Arabinose-Moleküle zu größeren Einheiten zusammenfügen. Da die Stäbchenbakterien von den Enden, den Zellpolen, ausgehend wachsen, führt Ethambutol zu einer Stauchung der Bakterien.
Ein zweiter Mechanismus zur Zellwandsynthese, über den die Erreger verfügen, bleibt davon unbehelligt. Er ist jedoch nur in der Teilungszone in der Mitte der Stäbchen aktiv und baut nur die innere Peptidoglykan-Schicht auf. Unter anderem β-Lactam-Antibiotika unterbinden diesen zweiten Synthesemechanismus, weshalb Ethambutol stets mit weiteren Antibiotika kombiniert werden muss. (am)
DOI: 10.1128/mBio.02213-16
01.03.2017 l PZ
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