Studie: Land-Apotheken sind die aktivsten |

Wie sich die Leistungen von Präsenzapotheken zwischen Stadt und Land unterschieden, hat das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln unter Mitwirkung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg ermittelt. Demnach gibt es deutliche Unterschiede, wie oft Nacht- und Notdienste, Botengänge sowie die Versorgung von Pflegeheimen in Anspruch genommen werden. Den Auswertungen zufolge sind Apotheken auf dem Land besonders fleißig.
Die Studienergebnisse, für die 1672 Apotheken und 300 Ärzte zu Leistungen der Präsenzapotheke befragt wurden, zeigen: Apotheken in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern übernehmen durchschnittlich 2,8 Nacht- und Notdienste pro Monat. Bei mehr als 100.000 Einwohnern müssen Apotheken monatlich nur noch 1,2 Mal außerhalb der Öffnungszeiten erreichbar sein.
Allerdings versorgen Apotheken in ländlichen Gebieten weniger Notdienstkunden als Stadtapotheken. Mit 57 Notdienstkunden pro Monat haben Apotheken in Städten (Einwohnerzahlen von 20.000 bis 50.000) den häufigsten Kundenkontakt. In kleineren Orten (weniger als 5.000 Einwohner) sind es nur 27 Patienten, die den Nacht- und Notdienst aufsuchen. Folglich machen diese Apotheken auch weniger Umsatz.
Die IFH-Untersuchung nahm auch den Botendienst unter die Lupe. Dieser wird um so häufiger genutzt, je kleiner die Stadt ist und je weiter die nächste Apotheke entfernt liegt. Im Schnitt beliefern Apotheken in kleineren Orten 196 Kunden pro Monat mit Arzneimitteln. Die Zahl der Kunden, die diesen Dienst nutzen, nimmt jedoch mit zunehmender Einwohnerzahl kontinuierlich ab. Laut Ergebnissen machen in Großstadtapotheken (mehr als 100.000 Einwohner) monatlich nur 135 Kunden davon Gebrauch. Dieses Verhältnis gilt genauso mit Blick auf die Entfernung zwischen Apotheken. Je weiter Präsenzapotheken verstreut liegen, desto mehr Kunden versorgt jede einzelne durch Botengänge.
Auch bei der Belieferung von Pflege- und Altenheimen sind Apotheken auf dem Land überdurchschnittlich aktiv. In Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern versorgen zwei Drittel der Apotheken auch Heimbewohner mit Arzneimitteln und Medizinprodukten. In Großstädten (über 100.000 Einwohner) gaben dies nur knapp vier von zehn befragten Apotheken an.
Laut Studie setzen 80 Prozent der Apotheken auf dem Land bis zu zwei Millionen Euro jährlich um. Das sind Betriebe, die in mehr als fünf Kilometer Entfernung zur nächsten Offizin liegen (in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern sind das allein 51 Prozent aller Apotheken). Zum Vergleich: Sind Präsenzapotheken maximal 500 Meter auseinander, kommen weniger als zwei Drittel von ihnen auf diesen Umsatz.
Im ländlichen Raum müssten zentrale Aufgaben der Apotheken auf wenige Schultern verteilt werden, so der wissenschaftliche Leiter am IFH Köln, Markus Preißner. «Jede einzelne Präsenzapotheke leistet hier einen überdurchschnittlichen Beitrag zur flächendeckenden Arzneimittelversorgung.» Damit dies auch künftig funktioniere, müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dünn besiedelten Gegenden stimmen. Dort könne der Ausfall einer einzelnen Apotheke kaum kompensiert werden. (je)
21.03.2017 l PZ
Foto: ABDA