Stiftung Warentest: Gutes Urteil für teurere Inkontinenzhilfen |
Die Stiftung Warentest hat 19 Inkontinenzhilfen im Labor und mit knapp 200 Männern und Frauen getestet. Neunmal gab es die Note «gut» – vor allem die drei getesteten relativ teuren Einmalhosen (Pants) von Tena, Hartmann und Seni schnitten gut ab. Bei den jeweils acht Vorlagen (Einlagen) und Windelslips (Windeln) konnten in erster Linie die Markenhersteller überzeugen. Dabei achteten die Tester unter anderem auf zuverlässigen Auslauf- und Geruchsschutz, Tragekomfort und Handhabung. Ein «ausreichend» gab es für acht Vorlagen und Windelslips; von ihnen liefen fünf Produkte aus und gaben Harn an die Haut ab. Alle fünf Produkte fallen ins Niedrigpreis-Segment. Testsieger wurden Hartmann und Tena. Als einziges günstiges Produkt schnitten die Vorlagen von Attends ab.
Nach Angaben der Stiftung Warentest leiden rund 9 Millionen Menschen in Deutschland unter Inkontinenz – das ist mehr als jeder zehnte Einwohner. 1,5 Millionen gesetzlich Versicherte erhalten aufsaugende Hilfsmittel zulasten der Krankenkassen. Welches Produkt erstattet wird, hängt vom Versorger ab, mit dem die Krankenkasse einen Vertrag geschlossen hat, zum Beispiel ein Apothekenverbund, Sanitätshäuser oder der Hersteller direkt. Meistens sind es die preisgünstigen Inkontinenzhilfen, die geliefert werden. Die Krankenkassen stellen unterschiedlich hohe Pauschalen pro Patient pro Monat bereit, die TK derzeit beispielsweise 18,45 Euro, die Barmer 16,66 Euro, die AOK Plus 24 Euro.
Viele Patienten seien unzufrieden mit der Versorgung, schreibt Stiftung Warentest. Sie bekämen nur die preisgünstigen Aufsaughilfen und zahlen zum Teil privat zu, um höherwertige Produkte zu bekommen. Zwar gelten ab dem 10. März neue Qualitätsstandards für aufsaugende Hilfsmittel. Zugelassen werden dann nur noch Produkte, die schneller Flüssigkeit aufnehmen und weniger an die Haut zurückgeben. Da jedoch die Krankenkassen ihre Pauschalen gesenkt haben, bleibt offen, ob die modernen Produkte auch bei den Patienten ankommen. «Auf der einen Seite höhere Qualitätsanforderungen, auf der anderen Seite niedrigere Pauschalen: Das passt beim besten Willen nicht zusammen», kommentiert der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, in der März-Ausgabe der Zeitschrift «Test». (dh)
22.02.2017 l PZ
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