So schädigt Paracetamol die Leber |
Paracetamol verursacht Leberschäden, indem es die Verbindungen zwischen den Leberzellen aufbricht. Wenn diese sogenannten tight junctions zerstört werden, nimmt die Struktur des Lebergewebes Schaden, die Zellen können nicht mehr richtig funktionieren und letztlich gehen sie unter Umständen zugrunde. Diese Art der Leberschädigung ist typisch für diverse Erkrankungen, darunter Hepatitis, Zirrhose und Krebs, wurde aber bislang nicht mit der Paracetamol-Toxizität in Verbindung gebracht.
Forscher um Wesam Gamal und Dr. Philipp Treskes von der University of Edinburgh fanden den Zusammenhang, indem sie menschliche Hepatozyten im Labor mit Paracetamol behandelten. Die Beobachtung des tight-junctions-Schadens bestätigte sich in Lebern von Mäusen, die zuvor ebenfalls mit Paracetamol behandelt worden waren. Die Schäden traten bereits bei niedrigen Konzentrationen des Analgetikums auf, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal «Scientific Reports».
Paracetamol gehört auf der ganzen Welt zu den am häufigsten eingesetzten Schmerzmitteln und wird in geringen Mengen gut vertragen. Sein großer Nachteil ist aber die Lebertoxizität bei Überschreiten der therapeutischen Dosierung. Absichtliche oder versehentliche Paracetamol-Überdosierung ist in der westlichen Welt der Hauptgrund für akutes Leberversagen. Um vor allem die Gefahr der unbeabsichtigten Intoxikation zu senken, ist die maximale Packungsgröße der 500-mg-Tabletten seit einigen Jahren auf 20 Stück begrenzt. Als Antidot mit allerdings nur begrenzter Wirksamkeit wird Acetylcystein eingesetzt. Die neuen Erkenntnisse über den Mechanismus der Paracetamol-bedingten Leberschädigung bieten möglicherweise Ansatzpunkte zur Entwicklung neuer Gegenmittel. (am)
DOI: 10.1038/srep37541
01.02.2017 l PZ
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