Krankenkassen wollen Zyto-Ausschreibungen behalten |

Die deutschen Krankenkassen ziehen alle Register, um das geplante Ende der Zyto-Ausschreibungen zu verhindern. In einem Schreiben an die Gesundheitspolitiker der Regierungsfraktionen pochen sie darauf, die Abschaffung sei falsch und führe in eine düstere Versorgungszukunft: «Seit Jahren etablierte und qualitätsgesicherte Versorgungswege werden gekappt und die Patienten in eine unsichere Versorgungszukunft überantwortet», heißt es in dem Papier, das neben dem AOK-Bundesverband und dem Verband der Ersatzkassen auch die IKK, die BKK, die Knappschaft und die landwirtschaftliche Krankenkasse unterschrieben haben.
Das Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) sieht vor, dass Krankenkassen die Belieferung von Arztpraxen mit Zytostatika künftig nicht mehr exklusiv an bestimmte Apotheken vergeben dürfen. Es befindet sich derzeit in der parlamentarischen Abstimmung. Patienten und Ärzte sollen demnach bald selbst entscheiden können, welcher Apotheke sie den Auftrag zur Herstellung dieser kostspieligen Medikamente geben. Die Krankenkassen sollen dafür aber künftig entweder Rabattverträge zu diesen Arzneimitteln mit Herstellern schließen können oder mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) über die Hilfstaxe verhandeln.
Den Kassen ist das nicht recht, denn so sparen sie weit weniger Geld ein. Bislang hätten die Ausschreibungen allen Kassen zusammen bis zu 700 Millionen Euro Einsparungen pro Jahr gebracht, beklagen sie. Das aktuelle DAV-Angebot liege nur bei 109 Millionen Euro. Außerdem fürchten die Versicherer illegale Absprachen zwischen Ärzten und Apothekern, wenn diese sich frei über die Zyto-Aufträge verständigen. Niemand wisse, wie die Auswahl des Arztes motiviert sei, heißt es in dem Schreiben. Die Kassen hätten ihre Vertragsapotheken dagegen nach strengen Qualitätskriterien ausgewählt.
Das sehen die Apotheker anders. Wie bei allen Medikamenten müsse auch bei Zytostatika die freie Apothekenwahl gelten, hatten sie wiederholt betont und damit schließlich die Politik überzeugt. Auch verschiedene Gerichtsurteile hatten dies betont, unter anderem weil die Vertragsapotheken der Kassen teils mehr als 50 Kilometer von der verschreibenden Arztpraxis entfernt lagen.
Die Krankenkassen hoffen nun, dass ihr Schreiben einige Politiker umstimmt. «Wir bitten Sie, sich dafür einzusetzen, dass wir die Versorgung unserer Versicherten weiterhin über Ausschreibungen mit Apotheken gestalten können», heißt es darin. (ap)
23.02.2017 l PZ
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