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Loperamid: Herzprobleme bei Überdosierung

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt vor schweren Herzproblemen, die bei Einnahme zu hoher Dosen des Durchfallmittels Loperamid (Imodium® und Generika) auftreten können. Nach gewollter oder unbeabsichtigter Überdosierung könne es zu Herzrhythmusstörungen kommen, die unter Umständen tödlich verlaufen. Der Behörde sei seit der Zulassung des Wirkstoffs im Jahr 1976 von 48 solchen Fällen berichtet worden, mehr als die Hälfte davon habe sich in den vergangenen sechs Jahren ereignet. Man gehe davon aus, dass die tatsächliche Anzahl höher sei als die gemeldete, so die FDA in einer Mitteilung. Von den 48 Patienten mussten 31 aufgrund der Herzprobleme stationär behandelt werden, zehn starben.

 

Loperamid gibt es in den USA wie auch in Deutschland sowohl als OTC-Medikament als auch als verschreibungspflichtige Variante. Für Erwachsene werden ohne ärztliche Kontrolle hierzulande maximal 12 mg täglich empfohlen, in den USA lediglich 8 mg. Bei Anwendung von Rx-Präparaten beträgt die Maximaldosis hier wie dort 16 mg pro Tag.

 

Die meisten Patienten, die nach Loperamid-Einnahme unter Herzproblemen litten, hatten laut FDA sehr viel höhere Dosen als die maximal empfohlenen eingenommen. Andere hatten sich zwar an die Maximaldosis gehalten, zusätzlich aber andere Medikamente eingenommen, um den Blutspiegel von Loperamid gezielt zu erhöhen beziehungsweise die zentralen Wirkungen des eigentlich nicht ZNS-gängigen Opioids zu verstärken. Dies sei vermutlich in missbräuchlicher Absicht geschehen, etwa um eine Euphorie zu erzeugen oder zur Eigentherapie eines Opioidentzugs.

 

Mögliche Herzprobleme durch Loperamid-Überdosis sind QT-Zeit-Verlängerung, Torsades de Pointes und andere ventrikuläre Arrhythmien, Synkopen und Herzstillstand. Als Beispiele für Arzneistoffe, die die Loperamid-Wirkung verstärken können, nennt die FDA Cimetidin, Clarithromycin, Erythromycin, Gemfibrozil, Itraconazol, Ketoconazol, Chinidin, Chinin, Ranitidin und Ritonavir. Patienten sollten sofort ärztliche Hilfe suchen, wenn es unter der Einnahme von Loperamid zu Ohnmacht, Herzrasen, unregelmäßigem Herzrhythmus oder starker Benommenheit komme. (am)

 

08.06.2016 l PZ

Foto: Fotolia/beawolf