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Iod nach Reaktorunfall: Richtige Einnahme ist entscheidend

 

Bei der sogenannten Schilddrüsenblockade durch hoch dosiertes Iod nach einem Reaktorunfall kommt es sowohl auf die Dosis als auch den Zeitpunkt der Einnahme an. Darauf weist der Internist Professor Dr. Helmut Schatz in seinem Blog auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie hin. Hintergrund sind aktuelle Meldungen, wonach das Land Nordrhein-Westfalen Iodtabletten für alle Schwangeren und Minderjährigen in NRW kaufen will. Die Landesregierung möchte damit für den Fall vorsorgen, dass es in einem der beiden belgischen Atomkraftwerke zu einem Störfall kommt. Die beiden Kraftwerke Doel in der Nähe von Antwerpen und Tihange bei Lüttich gelten als störanfällig und sind nicht weit von NRW entfernt.

 

Es sei unbestritten, dass die sofortige Schilddrüsenblockade mit Iod im Fall einer Freisetzung von radioaktivem Iod sinnvoll ist, so Schatz. Das habe man in Polen gesehen, wo nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl durch die sofortige Iodgabe die Zahl der Schilddrüsenkarzinome bei Kindern und Jugendlichen nicht angestiegen sei – anders als etwa in der Ukraine und in Weißrussland. Wichtig sei dazu aber eine genügend hohe Ioddosis von 130 mg als Einmalgabe ein bis zwei Tage vor dem Eintreffen der radioaktiven Wolke. Bereits drei Stunden danach habe die Iodgabe nur noch eine 50-prozentige, zehn Stunden später überhaupt keine Wirkung mehr. «Noch später kann sie sogar schaden, da dann das durch die Atmung schon aufgenommene radioaktive Iod langsamer ausgeschieden wird», schreibt Schatz. Für Neugeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche gelten ans Alter angepasste kleinere Dosisempfehlungen.

 

Schatz betont, dass die zur Schilddrüsenblockade notwendige Iodmenge ein Vielfaches dessen beträgt, was ansonsten zur Supplementation und bei Schilddrüsenerkrankungen verwendet wird. Die handelsüblichen Präparate mit maximal 100 bis 150 µg Iod seien daher für diesen Fall völlig ungeeignet. Normalerweise liege der Höchstwert für die tägliche Iodzufuhr bei 500 µg.

 

Iod in so hohen Dosen, wie es zur Schilddrüsenblockade erforderlich ist, kann der Schilddrüse schaden. Als mögliche Folgen nennt Schatz die Auslösung einer Hyperthyreose, insbesondere bei Vorliegen einer funktionellen Autonomie oder Morbus Basedow, eine Hashimoto-Thyeroiditis und den sogenannten Wolff-Chaikoff-Effekt, eine akute Blockade der Iodaufnahme ohne beziehungsweise mit Hypothyreose. Der Experte warnt daher dringend von einer Vorsorge auf eigene Faust – entweder mit selbst besorgten, hoch dosierten Iodpräparaten oder mit den deutlich zu niedrig dosierten Präparaten aus der Apotheke. «Die Behörden in Deutschland handeln gewissenhaft und sorgfältig», so Schatz. Ohne behördliche Information und Empfehlung beziehungsweise Anordnung sollte daher keine Anwendung erfolgen. (am)

 

31.05.2016 l PZ

Foto: Fotolia/pictoores

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