Junge Krebspatienten brauchen spezielle Betreuung |
Wenn junge Erwachsene an Krebs erkranken, bedeutet dies einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben. Die Erkrankung belastet ihre Persönlichkeitsentwicklung und beeinflusst ihre gesamte Lebensplanung. «Wir brauchen mehr Angebote zur psychoonkologischen Beratung und Begleitung junger Patienten», sagte Dr. Pia Heußner bei einer Pressekonferenz der Bayerischen Krebsgesellschaft in München. Die Ärztin, die das interdisziplinäre Zentrum für Psycho-Onkologie am Klinikum der Universität München leitet, warb für niederschwellige Angebote, die von den Krankenkassen bezahlt werden, damit «junge Menschen die individuell nötige Hilfe bekommen».
Man müsse immer die individuelle Situation des Patienten erfassen, sagte Heußner. Je nach Alter sind Unabhängigkeit, Ablösung vom Elternhaus, Ausbildung und Karriereplanung, Freunde und Partnerschaft, Sexualität und Fertilität wichtige Themen. Eine «ganz spezielle Gruppe» seien Patienten, die bereits selbst Kinder haben. «Wir müssen die gesamte Familie beachten und bieten daher auch Familiensprechstunden an.»
Professor Dr. Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft, wies auf weitere Langzeitfolgen, neben einer Unfruchtbarkeit, hin. Das Risiko für Zweitneoplasien steige um den Faktor 2 bis 3 an. Zudem könne die Tumortherapie Organschäden, zum Beispiel an Herz oder Lunge, auslösen. Mögliche Langzeitfolgen seien bei jungen Krebspatienten besonders zu bedenken.
In Deutschland werden jährlich etwa 4500 Krebs-Neuerkrankungen bei jungen Menschen zwischen 15 bis 39 Jahren diagnostiziert. Die Heilungschancen sind mit etwa 80 Prozent recht gut. Speziell für Patienten zwischen 21 und 40 Jahren gründet die Bayerische Krebsgesellschaft und der Verein Lebensmut e.V. derzeit ein Münchner Netzwerk für junge Erwachsene mit Krebs. Das erste Treffen findet im Oktober statt. (bmg)
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www.lebensmut.org (externer Link)
www.bayerische-krebsgesellschaft.de (externer Link)
23.09.2015 l PZ
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