Krebs: Daten aus Off-Label-Nutzung auswerten |

Zwei Projekte in den USA wollen aus der Off-Label-Nutzung von Medikamenten in der Krebstherapie Daten gewinnen, um mögliche Einsatzgebiete und ihre Erfolgsaussichten besser voraussagen zu können. Nach Angaben des Fachmagazins «Nature» werden mehr als 60 Prozent der Verschreibungen für Krebsmedikamente in den USA off Label, also außerhalb ihres Zulassungsbereichs eingesetzt – häufig bei Patienten, bei denen die zugelassenen Medikamente versagt haben. Beispielsweise sind die Arzneistoffe Vemurafenib und Dabrafenib für Melanom-Patienten mit bestimmten BRAF-Mutationen bestimmt, werden aber auch bei Schilddrüsen- oder Lungenkrebs mit den gleichen Mutationen eingesetzt. Das Problem ist, dass die Patientenzahlen zu klein sind oder das Geld fehlt, um randomisierte klinische Studien für verschiedene Krebsarten durchzuführen.
Da der Off-Label-Einsatz unsystematisch in vielen Einzelfällen erfolgt, werden bislang keine Daten erhoben, wie erfolgreich die Therapie anschlägt. Die Projekte TAPUR (Targeted Agent and Profiling Utilization Registry) und MED-C (Molecular Evidence Development Consortium), die beide 2015 starten sollen, wollen dieses Potenzial nutzen, berichtet «Nature» von einer Konferenz für klinische Krebsforschung in Washington Ende November. Die öffentliche Forschung will dabei mit Pharmafirmen kooperieren. Diese sollen ihre Medikamente kostenlos zur Verfügung stellen und bekommen im Gegenzug die Daten.
Im MED-C-Programm soll bei allen teilnehmenden Krebspatienten ein genetischer Test durchgeführt werden, um Mutationen des Tumors zu bestimmen. So will man auch mehr über die Pathophysiologie der Krankheit erfahren, denn Krebs ist nicht gleich Krebs. Auch neu diagnostizierte Patienten ohne Vorbehandlung können teilnehmen. In der TAPUR-Studie sollen unter anderem die Ergebnisse der Behandlungsversuche und ebenfalls Mutationen dokumentiert werden. Die neuen Datenbanken sollen helfen zu verstehen, wieso individuelle Krebserkrankungen auf manche Medikamente ansprechen oder aber resistent sind.
«Off-Label-Gebrauch wird praktiziert und wir finden besser einen Weg, um die Daten zu bekommen und sinnvoll zu nutzen», sagte Ellen Signal, die Vorsitzende und Gründer der Stiftung «Friends of Cancer Research», die die Konferenz mitorganisiert hat. (dh)
DOI: 10.1038/516021a
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17.12.2014 l PZ
Foto: Fotolia/Juan Gärtner