Abstillen: Rote-Hand-Brief für Bromocriptin | 

Der Dopamin-Agonist Bromocriptin soll ab sofort nicht mehr routinemäßig zum Abstillen oder zur Verhinderung von Milchbildung eingesetzt werden, sondern nur noch, wenn es einen medizinischen Grund gibt. Darüber informieren die Hersteller in einem Rote-Hand-Brief, der Konsequenz einer neuen Nutzen-Risiko-Bewertung auf europäischer Ebene ist. Indikation kann zum Beispiel eine Fehl- oder Totgeburt oder eine HIV-Infektion der Mutter sein. Niedrigdosiertes Bromocriptin darf nicht mehr, wie bislang möglich, zur routinemäßigen Unterdrückung der Laktation oder für die Symptomlinderung von Schmerz und Schwellung in der Brust nach der Geburt eingesetzt werden. Alternativ kann die Frau bei entsprechenden Problemen ihre Brust kühlen oder Analgetika einnehmen.
Kontraindiziert ist Bromocriptin bei Patientinnen mit unkontrollierter Hypertonie, sowie Bluthochdruckerkrankungen während der Schwangerschaft, nach der Geburt und im Wochenbett. Ebenso ist es bei Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit oder anderen schweren kardiovaskulären sowie psychiatrischen Erkrankungen kontraindiziert. Die Einzeldosis sollte 2,5 mg nicht überschreiten.
Hintergrund für die strengere Indikationsstellung sind Fallberichte über seltene, aber schwerwiegende bis tödliche Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krampfanfälle oder psychiatrische Erkrankungen (Depressionen, Psychosen) nach der Geburt unter Bromocriptin-Einnahme. Starke Kopfschmerzen und/oder vorübergehende Sehstörungen können Vorboten für einen Krampf- oder Schlaganfall sein. Patientinnen mit indikationsgerechter Einnahme von Bromocriptin sollten bei Auftreten dieser Symptome sowie anderen Anzeichen einer zentralnervösen Toxizität sofort ärztlich untersucht werden. Der Blutdruck sollte sorgfältig überwacht werden, insbesondere während der ersten Behandlungstage.
«Die Gesamtzahl der berichteten schwerwiegenden kardiovaskulären, neurologischen oder psychiatrischen Nebenwirkungen im Verhältnis zur Exposition ist insgesamt niedrig», heißt es im Rote-Hand-Brief. Ein Kausal-Zusammenhang könne jedoch nicht ausgeschlossen werden. Häufig lagen in den Fallberichten jedoch noch zusätzliche Risikofaktoren vor. (dh)
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Rote-Hand-Brief Bromocriptin (externer Link; PDF)
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03.12.2014 l PZ
Foto: Fotolia/Anatoly Tiplyashin