Medikamente: 2 Milliarden Euro bis zur Marktreife |
Ein Medikament von der ersten Idee bis zur Marktreife zu bringen kostet mittlerweile 2.558 Millionen US-Dollar (2,04 Milliarden Euro). Für Post-Marketing-Studien zu Sicherheit, neuen Indikationsgebieten, Anwendungsformen oder Therapieregime kommen im Schnitt noch weitere 312 Millionen Dollar (215 Millionen Euro) hinzu, sodass sich die Gesamtkosten auf 2.870 Millionen Dollar (2,3 Milliarden Euro) belaufen. Das ermittelte das US-amerikanische Tufts Center for the Study of Drug Development. Dazu untersuchten die Wissenschaftler um Joseph A. DiMasi 106 zufällig ausgesuchte zugelassene Medikamente von zehn pharmazeutischen Unternehmen, die zwischen 1995 und 2007 das erste Mal an Menschen getestet wurden.
2003 hatte das Tufts Center schon einmal die Arzneistoff-Entwicklungskosten berechnet und war auf einen Betrag von 802 Millionen US-Dollar nach dem damaligen Dollar-Kurs gekommen, was heute 1.044 Millionen Dollar oder 838 Millionen Euro entsprechen würde. Die damals untersuchten Arzneistoffe wurden erstmals zwischen 1983 und 1994 an Menschen getestet.
Das entspricht demnach einem Kostenanstieg von 145 Prozent innerhalb von zehn Jahren oder einem jährlichen Kostenanstieg um 8,5 Prozent. Nach Einschätzung von DiMasi liegt dies vor allem an höheren laufenden Kosten für einzelne Arzneistoffe und eine höhere Versagerquote in klinischen Studien. So seien die Anforderungen an Studien immer komplexer und anspruchsvoller geworden, zum Beispiel müssen mehr Patienten eingeschossen werden oder die Kandidaten mit vergleichbaren Arzneistoffen statt Placebo getestet werden. Zudem fokussierten die Firmen vermehrt auf chronische und degenerative Erkrankungen, für die schwieriger Arzneistoffe gefunden werden können als für akute Leiden, heißt es. Eine längere Entwicklungs- und Zulassungsdauer hätten dagegen kaum Einfluss auf die Kosten, berechneten die Ökonomen.
«Arzneistoffentwicklung bleibt ein kostspieliges Geschäft trotz anhaltender Bemühungen über das gesamte Spektrum der Pharma- und Biotechnologie-Firmen, die Kosten für Forschung und Entwicklung im Zaum zu halten», schließt DiMasi. (dh)
21.11.2014 l PZ
Foto: Fotolia/Ocskay Bence