Männliche Fertilität: Arzneimittel als Bremse |

Kaum beachtet, aber mitunter folgenschwer: Arzneimittel können die Fruchtbarkeit des Mannes empfindlich einschränken. Dies gilt nicht nur für die klassischen karzinogenen, mutagenen und reproduktionstoxischen Arzneistoffe, zu denen zum Beispiel Zytostatika, Ganciclovir und Tacrolimus gehören. Auch häufig verordnete Arzneistoffe wie Antihypertensiva können die männliche Fertilität empfindlich stören. Dies sollte der Apotheker beachten, wenn ein Paar über unerfüllten Kinderwunsch berichtet.
Erektile Dysfunktion ist eine häufige Nebenwirkung, zum Beispiel von zentralen Sympatholytika wie Clonidin, von Betablockern und Diuretika. Allerdings ist auch die Hypertonie an sich ein Risikofaktor für erektile Dysfunktion. Daher ist eine Zuordnung als Nebenwirkung der Antihypertensiva oft nicht eindeutig möglich.
Kardioselektive Betablocker wie Bisoprolol, Metoprolol und Atenolol scheinen weniger erektile Dysfunktion und Libidoeinschränkungen hervorzurufen als das unselektive Propranolol. Bei den Diuretika unterscheiden sich die Substanzklassen: Thiazide führen häufig zu erektiler Dysfunktion, Schleifendiuretika dagegen nicht. Der Aldosteron-Antagonist Spironolacton wirkt als Antiandrogen; er kann die Libido und erektile Funktion einschränken und die Spermatogenese vermindern.
Calciumantagonisten können reversible funktionale Defekte der Spermien auslösen und die Fähigkeit zur Befruchtung eines Eis vermindern. Fallberichte beschreiben Infertilität, zum Beispiel unter Nifedipin, und erfolgreiche Schwangerschaften nach dem Absetzen. Alphablocker wie Tamsulosin wirken auch als Blutdrucksenker, werden aber vor allem bei Männern mit benigner Prostatahyperplasie eingesetzt. Sie können Ejakulationsstörungen, darunter auch eine retrograde Ejakulation auslösen. Zusätzlich beeinflussen sie Spermienmotilität und -konzentration negativ.
Ein günstigeres Nebenwirkungsprofil scheinen ACE-Hemmer zu haben. Es gibt weniger Hinweise auf sexuelle Dysfunktion und der Testosteronspiegel bleibt unverändert. ACE-Hemmer werden daher als Alternative zur Hypertoniebehandlung bei Männern mit Kinderwunsch empfohlen. Angiotensin-2-Rezeptorantagonisten (Sartane) haben nach derzeitiger Kenntnis ebenfalls keine negativen Einflüsse. (ds/bmg)
Mehr über den Einfluss von Arzneimitteln auf die Fruchtbarkeit des Mannes lesen Sie im Titelbeitrag Männliche Fertilität: Arzneimittel kontra Kinderwunsch, PZ 41/2014.
08.10.2014 l PZ
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