Alzheimer und Parkinson: Übertragungsgefahr im OP? |

Bei Alzheimer-Demenz und Parkinson können Neuromediziner ein Übertragungsrisiko bei bestimmten medizinischen Eingriffen nicht gänzlich ausschließen. Aus Tierversuchen gebe es Hinweise auf eine Übertragung der Krankheiten, sagte der Münchner Neuropathologe Armin Giese bei der Eröffnung der Neurowoche in München. Verklumpte Eiweiße aus dem Gehirn von Parkinsonpatienten seien Affen gespritzt worden, bei denen anschließend ähnliche Veränderungen im Gehirn beobachtet worden seien. Allerdings schränkte Giese ein: «Es gibt derzeit keinen Hinweis, dass man sich mit Alzheimer oder Parkinson beim sozialen Kontakt oder bei der Pflege von Patienten anstecken kann.» Mögliche Übertragungswege etwa bei Bluttransfusionen oder Hirnoperationen seien aber nicht vollständig geklärt.
Die Alzheimer-Demenz und Parkinson breiten sich im Gehirn vermutlich wie eine Infektionskrankheit aus, wie Giese weiter berichtete. Die verklumpten Proteine lösen eine Kettenreaktion aus, die auf verschiedene Gehirnteile übergreift. Die Neuromedizin befasse sich derzeit intensiv mit der Frage, wie diese Kettenreaktion gestoppt werden könne. «Wenn es gelänge, diese Prozesse aufzuhalten, könnte das ein wichtiger Schritt zur Behandlung dieser bisher unheilbar fortschreitenden Erkrankung sein.»
Giese gab zu bedenken, dass es bei Alzheimer-Demenz und Parkinson Parallelen zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) und zu BSE gebe. Bei diesen sei die Übertragbarkeit erst spät nachgewiesen worden. Umso wichtiger sei es nun, der Frage bei Alzheimer und Parkinson verstärkt nachzugehen.
Bei dem größten deutschsprachigen Kongress der Neuromedizin befassen sich in München bis Freitag rund 7000 Fachleute aller neuromedizinischen Fachrichtungen mit den Herausforderungen der Zukunft. Der interdisziplinäre Ansatz berge eine große Chance für neue Impulse, sagte Kongresspräsident Wolfgang Oertel von der Klinik für Neurologie der Universität Marburg.
17.09.2014 l dpa
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