Kassen wollen Ärzte-Bewertung |
Die Krankenkassen wollen künftig Daten zur Qualität verschiedener Arztpraxen veröffentlichen. Das geht aus einem Positionspapier des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hervor, das der Pharmazeutischen Zeitung vorliegt und über das zuerst die «Bildzeitung» berichtete. Das Papier existiert bislang nur als Entwurf und soll in der kommenden Woche durch den GKV-Verwaltungsrat beschlossen werden.
Dem Papier zufolge planen die Kassen, Qualitätsberichte nicht nur wie bislang zu Krankenhäusern, sondern künftig auch zu niedergelassenen Ärzten herauszugeben. Zwar würden die Praxen bereits heute stichprobenartig von den kassenärztlichen Vereinigungen nach einem Zufallsverfahren überprüft, heißt es darin. Es fehlten jedoch routinemäßig dokumentierte Daten, auch aus den Praxen selbst. In Zukunft sollten Praxen dem GKV-Spitzenverband zufolge auch aufgrund von Auffälligkeiten überprüft werden können. Zusätzlich sollen Patienten befragt werden. Die laienverständlich aufbereiteten Ergebnisse soll das geplante Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen publizieren.
«Patienten sollen künftig eine Chance haben, sich vorab zu informieren, in welcher Praxis die Behandlungsqualität eines niedergelassenen Arztes gut ist und wo noch nicht», begründete der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz, das Vorhaben. Ein Ärzte-Ranking nach dem Motto «Deutschlands bester Hausarzt» werde es jedoch nicht geben. Allerdings seien solche Informationen nur sinnvoll, wenn sie aktuell und verlässlich seien, heißt es im Positionspapier. Deshalb müsse es sanktioniert werden, wenn Ärzte oder Krankenhäuser Daten verspätet, fehlerhaft oder unvollständig meldeten. «Wir stehen noch am Anfang der Diskussion, wie sich Qualität anhand fester Kriterien verlässlich messen und laienverständlich darstellen lässt», so Lanz. An der Diskussion um mehr Qualitäts-Transparenz für Patienten auch bei niedergelassenen Ärzten führe jedoch kein Weg vorbei.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) reagierte frostig auf den Vorstoß der Kassen. «Offenbar plagen die Krankenkassen Allmachtsphantasien», sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Patienten wüssten jedoch sehr gut, was sie an ihren Ärzten haben. Sie könnten selbst entscheiden und bräuchten keine Listen. «Eher glaube ich, dass die Bevölkerung Rankings der Krankenkassen braucht, um sich orientieren zu können», so Gassen. «Wir werden dies auf jeden Fall zum Anlass nehmen, um unser Instrument des Krankenkassen-Navigators neu zu beleben.» (ah)
26.08.2014 l PZ
Foto: Fotolia/Artmann-Witte