Fledermaus-Grippe für Menschen relativ ungefährlich |
Das vor zwei Jahren bei Fledermäusen in Guatemala entdeckte Influenzavirus H17N10 stellt nach derzeitigem Wissensstand keine größere Gefahr für den Menschen dar. Das berichten Freiburger Forscher im Fachjournal «Nature Communications». Da das Virus bislang nicht komplett isoliert werden konnte, stellten die Wissenschaftler um Professor Dr. Martin Schwemmle eine Chimäre aus sechs Genen des neuen Fledermaus-Virus und den Virushüllen-Genen H17 und N10 aus anderen Influenza-Viren her. Die chimären Viren vermehrten sich zwar gut in menschlichen Zellen. In Mäusen führten sie jedoch zu keiner Erkrankung. Daraus schließen die Forscher, dass es sich nicht um eine hoch infektiöse Variante handelt. Sie identifizierten die neue Variante als Influenza-A-ähnliches Virus.
Das Besondere am neu entdeckten H17N10-Virus sei, dass die beiden Hüllproteine nicht an den Rezeptor auf Wirtszellen binden (Sialinsäure), über den Influenza-A-Viren normalerweise die Wirtszelle kapern, erklärte Schwemmle auf Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung. Bislang sei der Rezeptor trotz intensiver Suche noch nicht gefunden worden. Vermutlich exprimieren Menschen diesen Rezeptor nicht genügend, sodass das Fledermaus-Virus bei Menschen nicht zu Infektionen führt, so Schwemmle. Die Arbeitsgruppe konnte zudem zeigen, dass sich die Virusgene der neu entdeckten Art nicht mit denen der konventionellen Influenza-A-Viren austauschen können. «Unsere Ergebnisse schließen zwar eine Möglichkeit der Übertragung des Fledermaus-Influenza-Virus auf Menschen nicht völlig aus, aber das Gefährdungspotential, das von diesen H17N10-Viren ausgeht, scheint doch vergleichsweise sehr gering zu sein», sagte Schwemmle laut Pressemitteilung und ergänzt gegenüber der PZ: «Diese Viren sind evolutionär zu weit weg von uns Menschen, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen.»
Fledermäuse und Flughunde gelten als Überträger einiger für den Menschen gefährlicher Viren. So geht in Deutschland nur noch von Fledermäusen eine Tollwut-Gefahr aus. In Westafrika stehen sie unter Verdacht, am Ausbruch der Ebola-Virus-Epidemie beteiligt zu sein. (db)
25.07.2014 l PZ
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