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Alkohol: Baclofen soll bei Abhängigkeit helfen

 

Die französische Arzneimittelbehörde (ANSM) hat das Muskelrelaxans Baclofen (Lioresal® und Generika) zur Unterstützung einer Abstinenztherapie der Alkoholabhängigkeit vorläufig zugelassen. Die derzeit laufenden klinischen Studien zur Wirksamkeit bei diesem Anwendungsgebiet sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Zu diesem ungewöhnlichen Schritt sah sich die Behörde veranlasst, weil der GABA-B-Rezeptor-Agonist in Frankreich bereits bei vielen Alkoholabhängigen zur Unterdrückung ihres Drangs zum Alkoholkonsum außerhalb der Zulassung (Off Label) eingesetzt wird – zum Teil in sehr hohen Dosen von bis zu 275 Milligramm pro Tag. Diesen Boom hatte 2008 ein Buch ausgelöst, das der selbst alkoholabhängige Kardiologe Olivier Ameisen geschrieben hatte («Le dernier verre»; erschienen in Deutschland unter dem Titel: «Das Ende meiner Sucht»). Baclofen habe ihm geholfen, das Verlangen nach Alkohol zu unterdrücken und abstinent zu bleiben.

 

Nach wie vor unklar ist die optimale Dosierung für Alkoholabhängige. Regulär ist Baclofen zur Behandlung von Spasmen der Skelettmuskulatur bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen wie multiple Sklerose (MS) zugelassen. In verschiedenen Studien wurden Dosen zwischen 30 und 275 mg getestet – mit unterschiedlichem Erfolg. Tendenziell scheinen die höheren Dosen erfolgreicher zu sein. Auf jeden Fall muss die Dosierung einschleichend erfolgen, um Intoxikationen zu vermeiden. So sollte die anfängliche Tagesdosis 15 mg täglich betragen und nur allmählich (alle zwei bis drei Tage) um 5 bis 10 mg pro Tag erhöht werden, bis eine mögliche klinische Reaktion erwartet werden kann.

 

Baclofen ist kontraindiziert bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, schweren neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie einer nicht kontrollierten Epilepsie, Schizophrenie, bipolaren Störungen oder schweren Depressionen. Laut ANSM müssen die alkoholabhängigen Patienten im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzepts zusätzlich eine psychotherapeutische Behandlung erhalten. Baclofen darf bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nur mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden. Gleiches gilt für eine Kombination mit Arzneimitteln, die die Nierenfunktion erheblich beeinflussen. Die Nierenfunktion soll dann engmaschig überwacht und die Tagesdosis entsprechend angepasst werden, um eine Baclofen-Intoxikation zu vermeiden.

 

Zudem fordert die Behörde, dass ab einer Tagesdosis von 120 mg der Rat eines zweiten Arztes einzuholen ist, der mit Baclofen bereits Erfahrungen hat. Übersteigt die Tagesdosis 180 mg, muss der Arzt sich mit einer Spezialklinik oder der CSAPA absprechen, einer Organisation, die eine ambulante Therapie für Drogenabhängige anbietet. Tagesdosen von 300 mg dürfen auf keinen Fall überschritten werden. (rt)

 

25.03.2014 l PZ

Foto: Fotolia/Unpict

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