Wenn Opioide wirkungslos werden |
Opioide sind die stärksten bekannten Schmerzmittel, doch sie können ihre Wirksamkeit im Verlauf einer Therapie unter Umständen einbüßen. Ist der Patient an Krebs erkrankt, liegt das in den meisten Fällen an einer Progression der Tumorerkrankung. Auf dem Krebskongress in Berlin stellte Professor Dr. Michael Schäfer von der Klinik für Anästhesiologie der Berliner Charité zwei weitere mögliche Ursachen für einen Wirkungsverlust vor: die Opioid-Toleranz und die Opioid-induzierte Hyperalgesie.
Charakteristisch für die Opioid-Toleranz ist, dass sie nach wiederholter Applikation des Arzneistoffs allmählich beginnt. Der Patient klagt über eine unzureichende Schmerzlinderung, die Lokalisation des Schmerzes ändert sich aber nicht. «Um die ursprüngliche analgetische Wirkung zu erreichen, muss die Dosis erhöht werden. Es kann eine Steigerung um das Zwei- bis Zehnfache erforderlich sein», so Schäfer. Die Dosiseskalation sollte fortgesetzt werden, bis wieder eine zufriedenstellende Schmerzlinderung eintritt, solange die Nebenwirkungen noch tolerabel sind.
Im Unterschied zur Toleranzentwicklung handelt es sich bei der Opioid-induzierten Hyperalgesie um eine Absenkung der Schmerzschwelle, die gleichzeitig mit der Opioid-Gabe beginnt und plötzlich einsetzt. Die Lokalisation des Schmerzes erstreckt sich auch jenseits des vorbestehenden Schmerzareals. Eine Eskalation der Dosis des Analgetikums bringt keine Besserung, im Gegenteil ist es sinnvoll, die Dosis um etwa 25 Prozent zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Opioid-Rotation, also der Switch auf ein anderes Opioid. Dazu muss zunächst die Dosis der bestehenden Opioid-Medikation in Morphin-Äquivalente umgerechnet werden. Umrechnungstabellen finden sich im Internet, unter anderem auf der Seite des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (http://tinyurl.com/pagjw6w) (externer Link). «Die neue Substanz sollte in einer Dosis eingesetzt werden, die etwa 25 bis 50 Prozent unter der bisherigen liegt, und dann über etwa drei Tage auf die erforderliche Dosis auftitriert werden», erklärte Schäfer.
Das Risiko für beide Phänomene – Toleranz und Hyperalgesie – steigt mit der Dauer und der Dosis der Opioid-Therapie. Präklinische Studien zeigen, dass das Risiko bei verschiedenen Substanzen unterschiedlich hoch ist. So sinkt das Risiko für eine Toleranz von Morphin über Hydromorphon und Buprenorphin bis zum Fentanyl. Demgegenüber ist das Risiko für eine Hyperalgesie unter Fentanyl am höchsten, gefolgt von Morphin, Methadon und Buprenorphin. (am)
20.02.2014 l PZ
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