Wall Street Journal: Celesio kurz vor Übernahme |
Celesio kommt nicht zur Ruhe. Nach der Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Markus Pinger im Juli steht das Unternehmen nun offenbar kurz vor der Übernahme. Nach einem Bericht des Wall Street Journals Deutschland steht der Verkauf der Haniel-Tochter an den US-Pharmagroßhändler McKesson unmittelbar bevor. Der US-Pharmagroßhändler sei mit Haniel in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Komplettübernahme, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen dem Wall Street Journal Deutschland. Der Wert des Unternehmens soll bei gut 5 Milliarden Euro liegen, Schulden mit eingerechnet.
Über einen Verkauf von Celesio wird seit einiger Zeit spekuliert. Pingers überstürzter Abgang soll auch im Zusammenhang mit einem Auftrag an die Citibank stehen, den Markt für eine Übernahme zu sondieren. Großes Interesse an Celesio wurde im Sommer dem US-amerikanischen Pharmagroßhändler und Betreiber einer Drogeriekette CVS-Caremark nachgesagt. Haniel gab sich aber nicht verkaufsbereit. Ebenfalls im Gespräch waren damals der aktuelle Interessent McKesson und dessen Konkurrent Cardinal Health. Hierbei soll es allerdings um eine zukünftige Zusammenarbeit gegangen sein.
Laut Wall Street Journal prüft McKesson seit Ende September die Bücher von Celesio. Allerdings sei der Deal noch nicht in trockenen Tüchern und könne noch platzen, hieß es von Insidern. In Gesprächen mit dem Management und Celesio-Hauptaktionär Haniel sollen in der laufenden Woche weitere noch offene Punkte geklärt werden. Dazu zähle neben dem exakten Preis unter anderem auch die Finanzierung des Deals. Läuft alles nach Plan, könnten die Amerikaner laut Wall Street Journal noch im Oktober ein Angebot machen. Dabei sei eine Übernahmeprämie von bis zu 30 Prozent realistisch, berichten Sachkenner. Auf Basis des aktuellen Kurses von 22 Euro und inklusive Schulden liegt die Bewertung nach Berechnungen des Brokerhauses Market Securities bei 5,38 Milliarden Euro. Celesio wollten die Informationen nicht kommentieren.
In einem Interview mit der Börsen-Zeitung vom 8. Oktober gab Celesio-Vorstandssprecherin Marion Helmes auch keine konkreten Hinweise auf eine Übernahme. Es bestehe keine unmittelbare Notwendigkeit für ein Bündnis mit einem US-Partner, sagte sie, es gebe aber auch Chancen. Für 2014 hofft sie auf eine deutliche Ergebnisverbesserung. Das europäische Netzwerk von Lloyds-Apotheken wolle sie «beschleunigt» umsetzen. Beim Einkauf will sie in Zukunft Geld «im dreistelligen Millionenbereich» einsparen.
Der Verkauf von Celesio ergibt für Haniel durchaus Sinn. Seit Jahren kommt der Großhändler wirtschaftlich nicht voran. Erst hatte man in Deutschland die Apotheker mit der Übernahme von DocMorris verärgert, dann beteiligte sich das Unternehmen an einer Konditionenschlacht, die die Gewinne in Deutschland deutlich schrumpfen lies. Für das laufende Jahr rechnet Celesio mit einem Gewinnrückgang von mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2012 hatte das Unternehmen 580 Millionen Euro verdient. (dr)
08.10.2013 l PZ
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