Synthetische Drogen bereiten weiter Probleme |
Die Verbreitung immer neuer synthetischer Drogen in Deutschland und der EU stellt die Behörden vor wachsende Probleme. «Wir wissen noch zu wenig über mögliche Risiken des Konsums vieler der neuen Drogen und stehen noch am Anfang bei der Entwicklung von politischen und therapeutischen Lösungen zum Umgang mit diesem Phänomen», sagte Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel, Leiter der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD). Die DBDD stellte heute ihren Jahresbericht in Berlin vor.
Strukturell handelt es sich bei den sogenannten «Legal Highs» meist um Amfetamin-Derivate aus der Gruppe der Cathinone oder um synthetische Cannabinoide. «Durch geringfügige chemische Veränderungen von bekannten Substanzen lassen sich relativ leicht neue Moleküle synthetisieren, deren Wirkung oft sehr viel potenter ist als die des Naturstoffs», sagte Pfeiffer-Gerschel. Auch Konsumenten mit einer langjährigen «Drogenkarriere» hätten mit der Dosierung dieser Substanzen keine Erfahrung. So käme es besonders leicht zu Überdosierungen.
«Die Behörden befinden sich bei der Unterstellung solcher neuer Substanzen unter das Betäubungsmittelgesetz mit den illegalen Herstellern in einem Katz-und-Maus-Spiel», sagte Pfeiffer-Gerschel. Die rasche Klassifizierung als Betäubungsmittel (BtM) sei aber sehr wichtig, auch um den Legal Highs die Aura der Harmlosigkeit zu nehmen, die sie in den Augen mancher Konsumenten hätten.
Das Bundesgesundheitsministerium prüft daher zurzeit, ob es rechtlich möglich und praktisch umsetzbar ist, ganze Substanzgruppen als BtM zu klassifizieren. Das berichtete Mechthild Dyckmans (FDP), die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Bislang muss jeder Stoff einzeln in der entsprechenden Anlage des BtM-Gesetzes aufgelistet werden. Das braucht aber häufig zu viel Zeit: «Bis ein Stoff in die Anlage des BtM-Gesetzes aufgenommen wird, ist er meist schon wieder vom Markt verschwunden», berichtete Pfeiffer-Gerschel.
Abgesehen von der Zunahme neuer synthetischer Drogen ist der Konsum illegaler Substanzen in Deutschland unverändert stabil. Der Gebrauch von Cannabis und Cocain ist sogar leicht rückläufig, wie aus dem DBDD-Jahresbericht hervorgeht. Sorgen bereitet der Drogenbeauftragten der zunehmende Misch- und Probierkonsum von illegalen Substanzen. «Wir müssen daher unsere Präventionsaktivitäten fortführen und weiterentwickeln, um vor allem Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Substanzkonsums zu schützen», sagte Dyckmans. (am)
Mehr zum Thema Betäubungsmittel
15.11.2011 l PZ
Foto: Fotolia/Schlierner