ABDA-KBV-Konzept: Industrie gegen «Kochbuchmedizin» |
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hält nichts von dem Vorhaben der Koalition, das gemeinsame Modell von ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und Kassenärztlicher Bundesvereinigung in das Versorgungsstrukturgesetz aufzunehmen. Diese Entscheidung sei «ein weiterer Schritt auf dem Weg zur standardisierten Kochbuchmedizin», schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
In der vergangenen Woche war ein Änderungsantrag der Fraktionen von Union und FDP bekannt geworden. Danach sollen die Landesverbände von Ärzten und Apothekern das ABDA-KBV-Konzept für eine sichere Arzneimittelversorgung in Modellregionen testen können. Grundlage der Verordnungen durch den Arzt ist dabei ein Medikationskatalog, den die Vertragspartner vereinbaren. Dieser soll auch Vorgaben zur wirtschaftlichen Auswahl von Wirkstoffen erhalten. Außerdem können die Vertragspartner beschließen, dass anstelle von Präparaten ausschließlich Wirkstoffe verordnet werden.
Die Politik will mit dem Modell die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern. Der BPI sieht mit einem Medikationskatalog hingegen die Versorgungsqualität in Gefahr. Der Arzt gebe seine therapeutische Freiheit aus der Hand und der Patient werde nur nach Liste behandelt. «Es ist nicht nachvollziehbar, wie Ärzte und Apotheker auf die Idee kommen können, in Zeiten, in denen jedem Menschen klar ist, dass sich Medizin individualisiert, nunmehr die pauschale Antwort für jeden Patienten fixieren zu wollen», sagte die stellvertretende Geschäftsführerin des BPI, Professor Dr. Barbara Sickmüller. (sch)
12.09.2011 l PZ
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