Tiotropium: Erhöhtes Sterberisiko mit Respimat-Inhalator |

Die Inhalation von fein vernebeltem Tiotropiumbromid erhöht das Sterberisiko bei COPD-Patienten. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler in einer Metaanalyse. Im Vergleich zu einer Placebobehandlung stieg die Mortalität bei der Verneblung von Tiotropium-Lösung mit einem Respimat® Soft Inhaler um 52 Prozent. Fünf Studien mit insgesamt 6522 Teilnehmern bewertete das Team um Sonal Singh von der Johns Hopkins School of Medicine in Boston. In der Verumgruppe starben 90 von 3686 Lungenpatienten, in der Placebogruppe waren es 47 von 2836. Das entspricht einem zusätzlichen Todesfall pro 124 Patienten im Jahr, bei täglicher Inhalation von 5 µg, schreiben die Wissenschaftler im «British Medical Journal».
Das Anticholinergikum Tiotropiumbromid lindert die Atembeschwerden bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Auch bei Inhalation wird es systemisch resorbiert. Damit kann es kardiovaskuläre Nebenwirkungen auslösen wie Herzrhythmus-Störungen. Das Risiko für solche Ereignisse ist bei COPD-Patienten aufgrund ihrer Grunderkrankung bereits erhöht.
Der Wirkstoff ist in zwei Applikationsformen erhältlich, dem Pulverinhalator Handyhaler® und dem Respimat® Soft Inhaler, der aus einer Lösung eine feine Sprühwolke erzeugt. Letzteres Gerät ist einfacher zu handhaben. Allerdings sind die feinen Tröpfchen besser in der Lunge bioverfügbar als inhalierte Pulverteilchen. Die kurzfristig erreichten Höchstwerte sind daher höher. Die Dosis im Respimat ist zwar bereits niedriger als im Handyhaler. Die Studie legt jedoch nahe, dass die Dosis noch nicht niedrig genug ist. Die Studienautoren raten Ärzten, COPD-Patienten mit Herzproblemen nur zurückhaltend Respimat zu verschreiben.
Der Handyhaler mit Pulverformulierung scheint laut anderer Studien ein besseres Risikoprofil zu haben. In der UPLIFT-Studie mit rund 6000 Teilnehmern war das Auftreten kardiovaskulärer Risiken vergleichbar mit dem unter Placebos. Studien, zum Großteil mit dem Handyhaler, belegen generell einen Nutzen für COPD-Patienten durch die Inhalation von Tiotropiumbromid (Spiriva® von Boehringer Ingelheim). (db)
doi: 10.1136/bmj.d3215
15.06.2011 l PZ
Foto: Boehringer Ingelheim