Sanofi-Aventis: Alte Packungen in Apothekenregalen |
Sanofi-Aventis soll Medikamente kurz vor dem Verfall durch Bestechung in deutsche Apothekenregale gebracht haben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden geht dem Verdacht nach, Sanofi-Aventis habe über Jahre hinweg Medikamente, deren Verfallsdatum nahte, mit Hilfe von Bestechungsgeldern abgegeben. Angeblich sollte die Ware über eine Hilfsorganisation nach Nordkorea geliefert werden, tatsächlich aber landete sie nach Informationen des «Spiegel» über einen Großhändler in deutschen Apotheken. Ob dahinter System steckt, ist noch unklar.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden, Marcus Röske, sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa, dass 750 000 Euro an einen früheren Pharmamanager geflossen sein sollen, der im Auftrag einer Hilfsorganisation tätig war. «Wir prüfen den Verdacht, dass es sich bei diesen Provisionszahlungen um Bestechungsgelder handelte.»
Nach «Spiegel»-Recherchen lieferte Sanofi-Aventis allein im Jahr 2010 Medikamente im Wert von 22 Millionen Euro an den Pharmagroßhändler Multi Trade International (MTI) aus Seevetal (Kreis Harburg). Abgewickelt wurde das Geschäft über den Verein «Viva Westfalen hilft» unter Führung des ehemaligen Pharmamanagers Wolfgang Tietze. Außer gegen Tietze werde gegen sieben weitere Beschuldigte ermittelt, zumeist Mitarbeiter von Sanofi-Aventis, sagte Röske der dpa. Es gehe dabei um den Vorwurf der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr.
Die Staatsanwaltschaft Verden hatte am Donnerstag vergangener Woche 17 Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht, darunter die Deutschland-Zentrale des französischen Pharmakonzerns Sanofi-Aventis, aber auch Wohnungen von Pharmamanagern. Das sichergestellte Material sei noch nicht ausgewertet worden, die Beschuldigten hätten sich auch noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagte Röskea.
Eine Sprecherin von Sanofi-Aventis bestätigte zwar die Durchsuchungen in der Deutschland-Zentrale in Frankfurt am Main sowie am Sitz des Vertriebs in Berlin. Die im «Spiegel» erhobenen Vorwürfe wies sie am Sonntag jedoch als falsch zurück. Das Unternehmen liefere grundsätzlich Ware, die über ein ausreichend langes Verfallsdatum verfügt, sagte sie der dpa. Die Ware, die mit 20 Prozent Rabatt zweckgebunden für Nordkorea an einen Pharmagroßhändler in Norddeutschland geliefert wurde, sei gleichzeitig zum Normalpreis an den deutschen Großhandel gegangen.
20.06.2011 l PZ/dpa
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