Schlaganfall: Rasch aus dem Bett! |
Strenge Bettruhe kann nach einem Schlaganfall mehr schaden als nutzen. Denn Muskeln werden abgebaut, der Kreislauf geschwächt. Je früher Ärzte und Pfleger mit der Mobilisierung der Patienten beginnen, desto eher erlangen diese auch ihre Gehfähigkeit zurück. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer australischen Studie hin, die in der Fachzeitschrift «Stroke» erschienen ist.
Demnach sollen Betroffene bereits in den ersten 24 Stunden nach dem Schlaganfall das Bett erstmals verlassen und sei es nur für einen kurzen Moment. Eine intensive frühzeitige Physiotherapie kann dazu beitragen, dass sich die Patienten schneller erholen. «Viele der beim Schlaganfall ausgefallenen Funktionen werden allmählich von benachbarten Hirnregionen übernommen. Wir glauben, dass ein frühes Training diesen Prozess nur unterstützen kann», so Professor Dr. Joachim Röther, Erster Vorsitzender der DSG und Chef-Neurologe an der Asklepios-Klinik in Hamburg-Altona.
In der Studie kümmerten sich ein Physiotherapeut und eine Krankenschwester in den ersten 14 Tagen in der Klinik intensiv um die Patienten. Mit dem Ergebnis, dass diese früher wieder auf den Beinen waren: Sie benötigten im Durchschnitt nur 3,5 Tage, um die ersten 50 Meter zu gehen. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe schafften dies erst nach sieben Tagen. Zudem konnte ein Drittel der Patienten aus dem Krankenhaus direkt nach Hause entlassen werden – ohne weitere Reha-Maßnahmen. «Unter der herkömmlichen Behandlung schaffte dies nur jeder vierte Patient», so Röther. Auch bei den Nachuntersuchungen nach drei Monaten und einem Jahr waren die Ergebnisse günstiger. Die durch den Schlaganfall geschwächten Arme und Beine waren kräftiger und die Patienten kamen besser im Alltag zurecht.
In Deutschland wird das Konzept zum Teil bereits umgesetzt: Die frühe Mobilisation durch ein professionelles Team innerhalb der ersten 24 Stunden gehört auf zertifizierten Stroke Units zum Standard. (ch)
21.02.2011 l PZ
Foto: Fotolia/Raths