Gesundheitswesen: Mehr Betrugsfälle kommen ans Licht |
Ärzte geraten immer öfter ins Visier von Ermittlern. Verbesserte Kontrollen von Ärzte-Organisationen und Krankenkassen bringen mehr Verdachtsfälle von Betrug ans Licht. Mehr Fälle kämen aus dem Dunkelfeld heraus ans Tageslicht, sagte der Leiter der Ermittlungsgruppe «Betrug und Korruption im Gesundheitswesen» bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main, Alexander Badle, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Die Zahl der Verfahren steige. Grund seien funktionierende Kontrollen. So hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen Standardprüfungen. «Ob sie das mit Leben erfüllen, oder ihre Stelle für Fehlverhaltensbekämpfung nur im Organigramm ausweisen, kann von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden sein», meinte er aber. «Über 95 Prozent der Strafanzeigen kommen aus dem Bereich der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen», berichtete Badle. Typisch sei die Abrechnung von nicht oder nicht in angegebener Weise erbrachten Leistungen durch Ärzte bei den Krankenkassen.
Bei der Barmer Ersatzkasse stieg die Zahl der Fälle von zurückgezahltem Geld nach entdeckten Manipulationen binnen drei Jahren von 351 auf 3217 im vergangenen Jahr. «Die Prüfsystematik wurde von Jahr zu Jahr ausgebaut», sagte Sprecher Athanasios Drougias der dpa. 180 Millionen Euro seien nach aufgeflogenen Vertragsverstößen 2008 an die Techniker Krankenkasse zurückgeflossen, berichtete Sprecher Hermann Bärenfänger. Verbesserte Möglichkeiten zum Abgleich der Kassen-Daten mit den Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen führten zu mehr Erfolgen bei den Prüfungen, hinzu komme stärkere Zusammenarbeit zwischen einzelnen Kassen.
«Abrechnungsbetrug findet überall statt, bei Ärzten, Optikern, Hebammen», sagte der Juraprofessor und Autor einer einschlägigen Studie, Bernd-Dieter Meier. Die Dunkelziffer sei hoch, einen bundesweiten Überblick gebe es nicht. Schätzungen der Schäden belaufen sich von zweistelligen Millionen- bis zweistelligen Milliardenbeträgen. Betrügerische Ärzte stünden in der öffentlichen Wahrnehmung im Vordergrund, weil sie in absoluten Zahlen die größte Gruppe darstellten, sagte Meier. Ärzteorganisationen zeigten sich bei entsprechenden Vorwürfen zudem oft öffentlich empört.
14.09.2009 l dpa
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