DPhG lehnt Verheugens Vorschlag ab |
Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) warnt davor, dass pharmazeutische Unternehmen demnächst Patienten über verschreibungspflichtige Medikamente informieren dürfen. Damit stellt sich die Fachgesellschaft gegen eine Gesetzesinitiative der Europäischen Union, die unter anderem vorsieht, dass sich Hersteller von Rx-Präparaten über Zeitschriften oder das Internet direkt an die Patienten wenden dürfen.
Die von EU-Kommissar Günter Verheugen entwickelte Richtlinie will zwar nur die Information über und nicht die Werbung für diese Medikamente erlauben, die DPhG hält diese Differenzierung jedoch für nicht möglich. In einer Stellungnahme schreibt deshalb der DPhG-Vorstand: «Die pharmazeutischen Hersteller sind keine öffentlichen Informationseinrichtungen, sondern verfolgen als private Unternehmen finanzielle Interessen. Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Marketing könnten die Patienten die Verlierer sein.» Als Beleg verweist die DPhG auf eine US-amerikanische Untersuchung aus dem vergangenen Jahr zu der dort erlaubten DTC(direct to consumer)-Werbung. Das wenig überraschende Ergebnis dieser Untersuchung war, dass die von der pharmazeutischen Industrie initiierten Informationskampagnen sich weniger am Bedarf der Patienten als an den wirtschaftlichen Zielen der Unternehmen orientierten.
Grundsätzlich befürwortet die DPhG allerdings die in der geplanten EU-Richtlinie vorgesehene Verbesserung der Patienteninformation. Allerdings sollte dafür grundsätzlich die neutralen Arzneimittelexperten Ärzte und Apotheker zuständig sein.
Generell erhält Verheugens Richtlinie viel Gegenwind. Im September hatte sich bereits ein Bündnis aus Apothekern, Ärzten und Verbraucherschützern mit der Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums gegen die Zulassung von DTC-Informationen ausgesprochen. Auch die anderen EU-Kommissare sollen in ihren Stellungnahmen die Richtlinie kritisiert haben. Nach Informationen des «Handelsblattes» lehnt die EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou DTC-Informationen vehement ab. Die Kritik anderer Kommissare richtete sich eher gegen das ebenfalls vorgesehene Umpackverbot von Arzneimitteln mit dem Fälschern die Arbeit erschwert werden soll, faktisch aber auch der Parallelhandel abgeschafft würde. Angesichts der erheblichen Kritik verschob Verheugen die für den 21. Oktober geplante Veröffentlichung des Gesetzentwurfes. (dr)
24.10.2008 l PZ
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