Zoll: Handel mit gefälschten Medikamenten wächst |
Der Schmuggel mit gefälschten Arzneimitteln hat stark zugenommen. Im vergangenen Jahr beschlagnahmten deutsche Zollfahnder Medikamente im Wert von 8,3 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es dagegen «nur» 2,5 Millionen Euro. Auf der Jahrespressekonferenz des Zolls bezeichnete Bundesfinanzminister Peer Steinbrück diese Entwicklung als «besonders beunruhigend», da diese vermeintlich günstigen Medikamente die Gesundheit der Menschen gefährdeten. «Häufig haben die Mittel (...) gefährliche Nebenwirkungen, auf die kein Beipackzettel, kein Arzt oder Apotheker hinweist. Deswegen ist es mir besonders wichtig, dass der Zoll hier erfolgreich ist», sagte Steinbrück. Bei den beschlagnahmten Präparaten handelte es sich vor allem um Doping-, Potenz- und Herzmittel, aber auch um Designerdrogen. Der größte Coup gelang der Hamburger Zollfahndung: 174 Kilogramm des Muskelaufbaupräparats «Winstrol Depot» und 500 Kilogramm des Potenzmittels «Kamagra» fanden sie bei einem Spediteur, den vermutlich ein 33-jähriger Tatverdächtiger beauftragte, sowie weitere 570 Kilogramm verschiedener Anabolika, die der Tatverdächtige über den Frankfurter Flughafen bekommen sollte. Angesichts dieser Bilanz sehen sich Vertreter der Apotheker in ihrer Forderung nach einem Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bestätigt: «Die Zahlen des Zolls stützen die Aussage des Bundeskriminalamts, dass Arzneimittelkriminalität im Internet unüberschaubar und kaum kontrollierbar ist», sagte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf. «Der Verbraucherschutz bleibt hier vollständig auf der Strecke», ergänzte Hans-Günter Friese, Kammerpräsident in Westfalen-Lippe. Die Dunkelziffer liege vermutlich noch höher. Die Gefahr von Verwechslungen seriöser Versandhändler und krimineller Internetanbieter sei ebenfalls hoch. Die Apotheker sind sich einig: «Im Gegensatz zu dubiosen Versandhändlern aus dem Ausland bieten die öffentlichen Apotheken in der Nachbarschaft eine sichere und kompetente Arzneimittelversorgung.» (db)
12.03.2008 l PZ