Diese Erreger könnten Pandemien auslösen |
Christina Hohmann-Jeddi |
05.08.2024 17:55 Uhr |
Mehr als 30 Pathogene gelten als potenzielle Pandemieerreger und stehen somit im Fadenkreuz der WHO. / Foto: Getty Images/wildpixel
Immer wieder können Krankheitserreger vom Tierreich auf den Menschen überspringen oder mutieren und eine Pandemie bei Menschen auslösen. Zuletzt geschehen ist dies beim SARS-Coronavirus-2. Um möglichst gut auf eine kommende Pandemie vorbereitet zu sein, haben Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Daten zu Krankheitserregern analysiert und diese nach ihren Fähigkeiten, eine Pandemie auszulösen, und nach den existierenden Gegenmaßnahmen wie Therapien und Impfstoffen priorisiert.
Mehr als 200 Forschende aus mehr als 50 Ländern sichteten dazu die Erkenntnisse zu 28 Virusfamilien und einer Kerngruppe von Bakterien mit insgesamt 1652 Erregern und aktualisierten die 2017 erstmals erstellte und 2018 überarbeitete Liste der priorisierten Pathogene. Die Expertengruppe veröffentlichte ihre überarbeitete Liste von potenziellen Pandemieerregern Ende Juni.
Von 2018 bis jetzt ist die Zahl deutlich gestiegen – und zwar von 10 auf mehr als 30 Pathogene. Dabei werden in der aktuellen Liste erstmals nicht einzelne Erreger, sondern ganze Virusfamilien beziehungsweise Gruppen aufgeführt, von denen dann einzelne Prioritäts- oder Prototypviren genannt werden. So befinden sich etwa zwei Gruppen von Coronaviren, nämlich Sarbecoviren mit SARS-CoV-2 und Merbecoviren mit dem Erreger des Middle East Respiratory Syndrome (MERS), auf der Liste.
Neu hinzu gekommen sind auch das Mpox-Virus (Orthopoxvirus monkeypox), das im Jahr 2020 einen größeren internationalen Ausbruch verursachte, und das nah verwandte Pockenvirus Orthopoxvirus variola. Auf der Liste vertreten sind auch Influenza(A)-Subtypen, nämlich H1, H2, H3, H5, H6, H7 und H10. Eine Linie des Vogelgrippevirus H5N1 sorgte zuletzt für Aufregung, da es einen größeren Ausbruch von Grippe bei Milchkühen in den USA verursachte. Als mögliche Pandemiekandidaten gelten der aktuellen Publikation zufolge auch das Dengue- und Chikungunya-Virus.
Neben all den Viren stehen auch fünf Bakterienarten (ebenfalls neu) auf der Liste: Der Cholera-Errerger Vibrio cholerae, der Pesterreger Yersinia pestis, Shigella dysenteriae Serotyp 1, Salmonella enterica non typhoidal serovars und Klebsiella pneumoniae. Letztere steht wegen ihrer ausgeprägten Resistenzproblematik auch auf einer weiteren Liste der WHO, nämlich derjenigen mit bakteriellen Erregern, gegen die am dringendsten neue, wirksame Antibiotika entwickelt werden sollten.
In der aktuellen Publikation heißt es, die Priorisierung solle helfen, die Forschung und Entwicklung auf potenziell gefährliche Erreger zu lenken. Die zusätzlich als Prototypviren für die verschiedenen Familien benannten Erreger sollten als Modelle für die Grundlagenforschung und Entwicklung von Impfstoffen dienen. SARS-Coronaviren und das nah verwandte MERS-Virus hatten schon auf den Listen von 2017 und 2018 gestanden, was die Impfstoffforschung für diese Erreger – noch vor Beginn der Coronapandemie Ende 2019 – befeuert hatte.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.