Schleswig-Holstein: Kai Christiansen neuer Kammerpräsident |

Mit großer Mehrheit ist Dr. Kai Christiansen (Foto, Steinbergkirchen/Gelting) bei der ersten Sitzung der neuen Kammerversammlung am 2. Mai 2018 zum Präsidenten der Apothekerkammer Schleswig-Holstein gewählt worden. Der bisherige Amtsinhaber Gerd Ehmen hatte sich nach dreißig Jahren in der Berufspolitik und zwei Legislaturperioden als Kammerpräsident für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung gestellt, um den berufspolitischen Weg für jüngere Kollegen und somit einen Stabswechsel frei zu machen.
Bereits seit langem standespolitisch aktiv, widmet sich Christiansen, der nach seiner Approbation 1997 die väterliche Apotheke übernommen hat, seit zwanzig Jahren als Mitglied im Ausschuss für «Begleitende Unterrichtsveranstaltungen für Pharmaziepraktikanten» regelmäßigen Vortragstätigkeiten im dritten Ausbildungsabschnitt. Er ist seit 2005 Mitglied der Kammerversammlung sowie seit 2006 Mitglied der Delegiertenversammlung des Apothekerverbands Schleswig-Holstein.
Seit 2007 ist Christiansen Kreisapotheker des Kreises Schleswig-Flensburg. Von 2010 bis 2014 war er zweiter stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbands. Seit 2014 hat er den Posten des ersten stellvertretenden Vorsitzenden inne, von dem er zur Wahrnehmung des Amtes als Kammerpräsident nunmehr zurück getreten ist. Christiansen ist zudem seit 2016 Vorsitzender des Aufsichtsausschusses der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein und seit 2017 Mitglied des Vorstandes des Treuhandverbandes Deutscher Apotheker.
«Als Apotheker obliegt uns die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Wir müssen aufpassen, dass wir unter der exorbitant zunehmenden Bürokratie diesen Auftrag nicht immer mehr aus den Augen verlieren», hatte Christiansen bereits beim Aufruf zur Wahl der neuen Kammerversammlung im März dieses Jahres deutlich gemacht. «Die ins Unerträgliche steigende Regulierungswut und Dokumentationspflicht muss ein Ende haben», so eine der Forderungen des neuen Kammerpräsidenten.
Als weiteres Thema ganz oben auf seiner Agenda steht die Digitalisierung. «Apotheker waren immer schon Vorreiter, wenn es um Technik ging. Das muss auch so bleiben. Wir müssen hier nicht nur mitmachen, sondern aktiv gestalten», konstatierte Christiansen auf der Kammerversammlung. Unter anderem das elektronische Rezept werde gerade für Apotheken auf dem Land zukünftig eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Ärztemangel und um die Standortsicherung spielen.
Ob Pharmazeuten, PTA oder PKA: «Die Mitarbeiter sind das größte Kapital der Apotheke». Er wolle sich noch stärker als bislang in der Nachwuchsgewinnung und -ausbildung engagieren, machte Christiansen des Weiteren deutlich. «Mit Selbstbewusstsein müssen wir Apotheker uns auch der Honorardiskussion stellen und endlich eigene Vorschläge machen». Christiansen forderte «mehr Anerkennung von der Politik und dort die gleiche Verlässlichkeit, die wir Apotheker täglich in der Arzneimittel-Versorgung zeigen».
Ehmen wies in seiner letzten Rede als Kammerpräsident auf die große Bedeutung der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit bei allen berufspolitischen Planungen und Entscheidungen hin. Es könne nicht sein, dass «das Arzneimittel zunehmend zu einer allgemeinen und beliebigen Ware degradiert wird, bei der es nur noch auf die Verteilung zu günstigsten Konditionen ankommt», warnte er.
Aufs schärfste hatte er zuvor die mangelnde Zuverlässigkeit der neuen GroKo kritisiert. «Wenn das Thema Rx-Versandverbot und die Stärkung der Vor-Ort-Apotheke im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, so erwarte ich damit auch einen konstruktiven Umgang und nicht etwa die plötzliche Aussage, dass man sich das alles noch einmal genau überlegen müsse», konstatierte er.
Ehmen sandte deutliche Worte an die Berliner Gesundheitspolitik und hier namentlich an Jens Spahn: «Sorgen Sie dafür, dass jeder Bürger dieser Republik an jedem Ort in kürzester Zeit, wenn notwendig, adäquate medizinische und pharmazeutische und für ihn finanziell zumutbare Hilfe erhält. Sorgen Sie dafür, dass die Leistungserbringer im Gesundheitswesen nicht nur vordergründig nach ihrem Kosten-Nutzen-Verhältnis betrachtet werden, sondern Anerkennung für den Benefit erfahren, den sie für die Gesellschaft als Ganzes besitzen.»
Wie Christiansen machte auch Ehmen deutlich, dass er von der neuen Regierung «Verlässlichkeit erwartet, wie man auch diese Verlässlichkeit von den Apothekern erfährt». Dazu zähle unter anderem die Erfüllung von Koalitionsvereinbarungen. Ehmen: «Darauf möchte ich als Bürger, aber auch als Beteiligter in der Gemeinschaft der Leistungserbringer vertrauen können, Dieses gegenseitige Vertrauen ist Grundbedingung für einen zukunftsfähigen Umgang miteinander.»
Bei der konstituierenden Sitzung der Kammerversammlung wurde zudem Volker Thode (Kiel) als Kammer-Vizepräsident bestätigt. Er hat das Amt bereits seit 2005 inne. Im neuen Vorstand der Apothekerkammer Schleswig-Holstein sitzen neben Christiansen und Thode zudem Kerstin Harder (Oststeinbek), Berrit Kühl (Lagerdorf), Christoph Schostek (Pinneberg), Harald Erdmann (Bad Schwartau), Dr. Eva Maria Schöning (Wedel) und Stephanie Rust ( Krummesse). (cb)
03.05.2018 l PZ
Foto: PZ/Christiane Berg