Studie: Bewegung im Markt |
Nach einer Befragung des Beratungsunternehmens Sempora ist der Eintritt von Onlinehändlern in den Apothekenmarkt wie Amazon grundsätzlich denkbar. Etwa jeder vierte Apotheker könne sich vorstellen, freiverkäufliche Arzneimittel und andere Produkte über Amazon Prime abzuwickeln. Sechs Prozent der befragten Apotheker haben diesen Vertriebskanal bereits genutzt, sagt der Leiter der Befragung, Arnt Tobias Brotkorb. Damit gebe es innerhalb der Apothekerschaft eine nicht zu unterschätzende Bereitschaft, das eigene Angebot über andere Vertriebskanäle zu vertreiben.
In der Befragung waren sich Apotheker und Industrie darüber einig, dass der Marktanteil des Versandhandels am Apothekenmarkt weiter zunehmen werde. Ein Indiz dafür sei die weiterhin steigende Bekanntheit des Versenders Doc Morris. Fast 80 Prozent der Verbraucher kannten in einer Befragung den Versender. Das Wachstum von Doc Morris geht zu Lasten der übrigen Versandapotheken. Diese hätten allesamt in den vergangenen zwölf Monaten an Bekanntheit verloren. Anscheinend war das Verfahren am Europäischen Gerichtshof zu Rx-Boni für die Marketingabteilung des Versenders ein großer Erfolg. Ein zu erwartendes Ergebnis der Umfrage ist, dass Apothekenkunden Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gern annehmen würden.
Sorgen bereitet den Apothekern die Digitalisierung. Nicht einmal jeder Fünfte glaubt, dass die Apotheker bei diesem Thema gut aufgestellt seien. Dabei wird der Trend hin zur digitalen Apotheke differenziert gesehen. Die meisten Apotheker sehen in der Digitalisierung Risiken und Chancen. Studienleiter Brotkorb erwartet, dass die Digitalisierung in Kombination mit der Diskussion um das Rx-Versandverbot und einer weiteren Marktkonzentration aktuell die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Fremdbesitzverbot fällt. In der Befragung hätten mehr als 50 Prozent dies für wahrscheinlich gehalten. (dr)
02.06.2017 l PZ
Foto: PZ/Alois Müller