ASS zur Atheroskleroseprophylaxe |
17.01.2005 00:00 Uhr |
Eine aktuelle Studie unterstützt die Hypothese, dass Acetylsalicylsäure (ASS) antiatherogene und antioxidative Effekte aufweist, die nicht mit einer Cyclooxygenase-Hemmung erklärt werden können. Sie zeigt, dass ASS die Adhäsion an stimulierten Endothelzellen ähnlich hemmt wie klassische Antioxidantien.
Zu den ersten Schritten der Entwicklung der Atherosklerose gehört das "Rollen" und die Adhäsion von Monozyten an das Endothel (2, 3). Die Adhäsion wird über Adhäsionsmoleküle wie das vaskuläre Zelladhäsionsmolekül (VCAM) (4) oder das interzelluläre Zelladhäsionsmolekül-1 (ICAM-1) (5) vermittelt. Diese werden wiederum über einen redox-sensitiven Mechanismus exprimiert. Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) wie das Superoxid- oder das Hydroxylradikal spielen dabei eine zentrale Rolle (6). Es gilt als bewiesen, dass pathophysiologisch erhöhtes nLDL zu einer erhöhten endothelialen Produktion von Superoxidradikalen führt (7, 8).
In der Endothelzelle werden Stimulationen durch Noxen wie TNF-a, ROS, LDL, LPS mittels mehrerer Proteine (NIK, IKK-a, IKK-b, IkB) über spezifische Nozizeptoren weitergeleitet (9-11). Eine zentrale Rolle nimmt dabei der Transkriptionsfaktor NF-kB ein. Dieser ist an der Expression einer Vielzahl von Genen beteiligt, die für Zytokine, Immunorezeptoren und Adhäsionsmolekülen kodieren (12-14). Die Aktivierung von NF-kB wird durch Antioxidantien (15-18) und Salicylate (19-21) inhibiert.
In der Studie (1) wurde gezeigt, dass ASS die Adhäsion von Monozyten an TNF-a (200 U/mL), nLDL (300 mg/dL) und oxLDL (30 mg/dL) stimulierten Endothelzellen in Konzentrationen ab 50 µM, 0,1 mM beziehungsweise 0,5 mM signifikant hemmt. Die Antioxidantien Vitamin C, Vitamin E, N-Acetylcystein, der Eisenfänger Deferoxamin und der Hemmstoff der NF-kB-Aktivierung Pyrrolidindithiocarbamat zeigten ebenfalls positive Effekte auf die Hemmung der Monozytenadhäsion. Durch Ibuprofen fand keine Inhibierung statt.
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die durch LDL-Stimulation gesteigerte Expression von Adhäsionsmolekülen durch ASS signifikant reduziert wird. Durch ASS wurde sowohl COX-unabhängig gebildetes 8-iso-PGF2a (ein Marker für oxidativen Stress [22]) als auch COX-abhängig gebildetes 6-keto-PGF1a vermindert, während Ibuprofen nur die Freisetzung von 6-keto-PGF1a verringerte. Des Weiteren bestätigte die Studie die Beobachtung von Oberle et al. (23), dass ASS die Ferritin-Freisetzung signifikant erhöht, während dies durch Ibuprofen nicht geschieht. Die durch LDL ausgelöste Aktivierung von NF-kB wurde durch ASS konzentrationsabhängig herab gesetzt.
Diese Studie unterstützt die Hypothese, dass ASS antiatherogene und antioxidative Effekte aufweist, die nicht mit der Hemmung der Cyclooxygenase erklärt werden können.
Literatur
Anschrift der Verfasser:
Dr. Guido Eisele
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Professor Dr. Rainer H. Böger
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Pharmakologie
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