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Bei der Qualität liegt einiges im Argen

Datum 02.07.2001  00:00 Uhr

JOHANNISKRAUT

Bei der Qualität liegt einiges im Argen

von Elke Wolf, Frankfurt am Main

Nicht jedes im Handel befindliche Johanniskrautextrakt-Präparat genügt allen Qualitätsanforderungen. So ist es um die Chargenkonformität und Haltbarkeit von Hyperforin in so manchem Phytopharmakon schlecht bestellt. Das legen zumindest Untersuchungen nahe, die Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Biozentrum der Universität Frankfurt am Main auf einer Schwabe-Pressekonferenz vorstellte.

Hyperforin gilt als der bisher am besten charakterisierte Inhaltsstoff von Johanniskraut. Er ist im Wesentlichen für die Hemmung der synaptosomalen Aufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin verantwortlich. Hyperforin hemmt zusätzlich auch die neuronale Aufnahme der Aminosäuretransmitter GABA und L-Glutamat. Da im Tierversuch für Hyperforin eine enge Dosis-Wirkungsbeziehung gezeigt werden konnte, plädierte Schubert-Zsilavecz jetzt dafür, bei Qualitäts- und Wirksamkeitsprüfungen neben dem Gesamthypericin- auch den Hyperforingehalt zu untersuchen. Dennoch haben auch weitere Inhaltsstoffe wie Hyperosid, Isoquercitrin und Biapigenin antidepressive Aktivität. Der Extrakt als Wirkstoff verfügt über Eigenschaften, die über die Eigenschaften eines einzelnen Inhaltsstoffes hinausgehen.

"Wir haben festgestellt, dass Rutin allein verabreicht, keinerlei Wirksamkeit zeigt, im Extrakt aber eine entscheidende Rolle zu spielen scheint. Johanniskrautextrakte, die wenig Rutin enthalten, sind nicht wirksam, auch wenn sie alle bisher als wirksamkeitsrelevanten bekannten Inhaltsstoffe enthalten. Wird die fehlende Rutinmenge zudotiert, werden diese Extrakte voll wirksam", sagte Dr. Michael Nöldner von Schwabe. Diese Beobachtung ist deshalb von Relevanz, weil es eine besondere Varietät von Johanniskraut gibt (Hypericum perforatum var. angustifolium), die praktisch kein Rutin enthält, und dass bei den anderen Varietäten der Rutingehalt von der Höhenlage des Wachstumsortes abhängt. Deshalb ist bei der Drogenbeschaffung auf entsprechende Qualität zu achten.

Zur Charakterisierung der Extraktqualität hat eine Arbeitsgruppe um Schubert-Zsilavecz unter anderem die Chargenkonformität von Hyperforin an gängigen Johanniskraut-Präparaten untersucht. Interessant: Bis auf Neuroplant® 1x1 und Neuroplant® 300 weisen alle Präparate mehr oder weniger starke Schwankungen auf. "Teils ergeben sich Standardabweichungen von bis zu 70 Prozent vom durchschnittlichen Hyperforingehalt", sagte der Hochschullehrer. Auch bei einem Naturprodukt seien solche Abweichungen vom Sollwert nicht hinnehmbar, denn eine derart inkonstante Extraktzusammensetzung bedeute praktisch, "dass man von Charge zu Charge ein anderes Produkt hat".

In der Untersuchung enthielt Neuroplant prozentual den höchsten Anteil an Hyperforin mit durchschnittlich 4,1 Prozent mit einer Standardabweichung von weniger als 4 Prozent. Die Chargen lassen sich somit gut vergleichen.

Auch bei der Haltbarkeit von Hyperforin liegt einiges im Argen. Neuroplant war in dieser Untersuchung das einzige Präparat, das mit konstant hohem Hyperforingehalt hergestellt wird und auch noch nach einem Jahr dieses Niveau hält. Eine andere Gruppe von Präparaten ist zwar "Hyperforin-stabil", weist aber keine Chargenkonformität auf. Bei der dritten Gruppe ist weder die Hyperforin-Chargenkonformität noch -Haltbarkeit gegeben. Teilweise nahm der Hyperforingehalt innerhalb eines Jahres um bis zu 90 Prozent ab. Schubert-Zsilavecz spekulierte, dass das womöglich an der Arzneiform liegen könnte. Nach seinen Erfahrungen sind Kapseln für Hyperforin eine weniger geeignete Darreichungsform. Genaueres müssten allerdings weitere Untersuchungen ergeben.

Verändert sich die Zusammensetzung eines Fertigarzneimittels, können auch Wirkung und Wirksamkeit variieren. Für Schubert-Zsilavecz ist deshalb die Gewährleistung der inneren Stabilität eines Extraktes elementar. Schwabe begegnet dem Problem, indem es Ascorbinsäure als Stabilisator zusetzt. Top

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