Pharmazie
Schlappes
Immunsystem, Hautekzeme, diffuser Haarausfall oder
unerfüllter Kinderwunsch? Zink kann helfen -
vorausgesetzt, die Störungen gehen wirklich auf einen
Mangel des Spurenelements zurück. Zink ist Bestandteil
oder Aktivator von weit über 200 Enzymen und spielt
daher eine wichtige Rolle bei zahlreichen Funktionen
unseres Körpers.
Ohne ausreichende Zinkzufuhr geht nichts. Denn: Ein
Rückgriff auf größere Zinkreserven ist kurzfristig
nicht möglich, die vorhandenen Speicher leeren sich bei
mangelndem Nachschub von außen rasch. Bei vorhandenen
Wunden wird dieser Prozeß noch beschleunigt, da die
Wundheilung große Mengen des Minerals an sich zieht. Bei
Rauchern ist die Zinkausscheidung über den Urin erhöht,
und auch bei Wachstumsprozessen steigt der Verbrauch und
damit Bedarf an Zink, so war auf einem von GN-Pharm
unterstützten Symposium in Düsseldorf zu hören.
Die WHO empfiehlt 7 mg Zink/Tag, andere Experten gehen
sogar von 15 bis 30 mg täglich aus, je nach Alter und
Gesundheitszustand. Hauptquelle sind tierische
Nahrungsmittel, allen voran Fleischprodukte.
Mangelerscheinungen wie Wachstumsstörungen,
Gewichtsverlust, Nervosität, verminderte Immunabwehr,
Haarausfall, Dermatitis oder Nachtblindheit nehmen zu.
Möglicher Grund: Die Zinkversorgung in Deutschland wird
schlechter.
Zinkmangel schuld an Kinderlosigkeit?
"Die signifikante Bedeutung von Zink während der
Schwangerschaft ist schon lange bekannt", betonte
Professorin Dr. Ingrid Gerhard aus Heidelberg. So zeigen
klinische Studien, daß bei Zinkmangel häufiger
Schwangerschaftskomplikationen auftreten und die
Neugeborenen oft untergewichtig und klein sind. Inwieweit
auch ein Zusammenhang zwischen Zinkmangel und
Fertilitätsstörungen besteht, wurde zwischen 1991 und
1994 an 610 Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch
untersucht.
Bei den Frauen wurden neben der Zinkkonzentration in den
Erythrozyten, im Serum und im Urin unter anderem die
Hormonspiegel und die renale Auscheidung von
Schwermetallen (Quecksilber, Blei, Cadmium, Kupfer)
bestimmt. Laut Gerhard zeigte sich dabei, daß mit
zunehmender Schwermetallbelastung auch die
Zinkausscheidung im Urin erhöht war; offenbar werde das
Spurenelement zum Ausschwemmen der Schwermetalle
benötigt.
Je größer die Menge an ausgeschiedenem Zink, desto
niedriger waren die Estradiol- und
Progesteronkonzentrationen der Frauen. Fast die Hälfte
derjenigen, die stark erhöhte Zinkmengen im Urin
aufwiesen, hatte einen anovulatorischen Zyklus; bei
mäßig erhöhten Zinkwerten traf dies auf knapp 30
Prozent der Frauen zu.
Zu wenig Zink läßt Haare fallen
Haare enthalten im Vergleich zu anderen Organen große
Mengen Zink. Kein Wunder also, daß Zinkmangel sich in
Form von diffusem Haarausfall und gestörtem
Wiederwachstum äußern kann. Privatdozent Dr. Gerhard A.
Lutz aus Bonn berichtete von einer Studie an 30
Patientinnen mit diffuser Alopezie. Um Hinweise auf die
mögliche Krankheitsursache zu bekommen, hatte man bei
ihnen den Zinkgehalt in Serum und Vollblut sowie die
Aktivität der Zink-abhängigen alkalischen Phosphatase
im Serum bestimmt. Darüber hinaus wurde ein Trichogramm
(Überprüfung des Haarwachstums durch
Haarwurzeluntersuchung) durchgeführt.
Die Untersuchungsergebnisse bestätigten den Verdacht auf
Zinkmangel weitgehend: 67 Prozent der Patientinnen hatten
zu wenig Zink im Vollblut, nach Ausschluß anderer
Ursachen (wie Arzneimittelnebenwirkungen,
Schilddrüsenerkrankungen oder Eisenmangel) kam bei über
der Hälfte der Frauen Zinkmangel als alleinige Ursache
in Frage. In Korrelation dazu war der Anteil an
abgebrochenen und nicht wachsenden Haaren im Trichogramm
bei ihnen erhöht.
Auch bei Autoimmundefekt
Vielversprechend scheint der Einsatz von Zink auch bei
einer anderen Haarwachstumsstörung, der Alopezia areata,
glaubt man Untersuchungsergebnissen. Die Ursache der auch
als "kreisrunder Haarausfall" bekannten
Erkrankung ist bisher nicht exakt geklärt, vermutet
werden Autoimmunvorgänge. Zink habe hier
immunmodulierende Effekte, so Lutz. Dies zeige die
verstärkte und geänderte Antigenausprägung bestimmter
Oberflächenmarker auf zirkulierenden mononukleären
Zellen im Blut der Patienten und werde durch klinisch
nachweisbares Haarwiederwachstum bestätigt.
Dennoch warnt er vor der unkritischen, unbegrenzten
Zinkanwendung. Sein Rat: 8 bis 8,5 Monate, maximal ein
Jahr Behandlungsdauer bei Alopezia areata. Bei über der
Hälfte der Patienten seien gute Therapieerfolge zu
beobachten, ein Teil zeige jedoch keinerlei Effekte.
PZ-Artikel von Bettina Schwarz, Eschborn
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