Eine Aufgabe für alle |
Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Depression: Dies kann Menschen in eine scheinbar ausweglose Situation bringen. / Foto: Adobe Stock/jk daylight
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Im Jahr 2020 verstarben laut Statistischem Bundesamt 9206 Menschen durch Suizid (2262 Frauen und 6944 Männer) (19). Dies bedeutet, dass insgesamt immer noch wesentlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen versterben. Von jedem vollendeten Suizid sind nach einer konservativen Schätzung durchschnittlich sechs Personen mittelbar betroffen (18). Eine neuere Überprüfung ergab, dass weitere, nämlich bis zu 25 Menschen von einem Suizid mittelbar berührt sind (1). Daraus ergibt sich, dass in Deutschland jedes Jahr mindestens 60.000 Menschen von einem Suizid betroffen sind.
Man geht davon aus, dass die Zahl der Suizidversuche ungefähr 10- bis 30-mal höher ist als die Zahl der vollendeten Suizide. Demnach kann man in Deutschland von geschätzt mindestens 100.000 klinisch relevanten Suizidversuchen ausgehen. Zu berücksichtigen ist, dass mehr als die Hälfte aller Versuche schwere Verletzungen mit zum Teil schweren langfristigen Folgen verursacht (9).
Die Verteilung der Suizidraten in Deutschland folgt dem sogenannten ungarischen Muster. Das heißt: Mit zunehmendem Lebensalter steigt für beide Geschlechter das Suizidrisiko bedeutsam an, wobei Männer in jedem Lebensalter deutlich häufiger Suizide vollenden als Frauen (Grafik) (19). Dabei sind die absoluten Suizidzahlen bei Menschen zwischen 55 und 60 Jahren am höchsten. Die Zahl der Suizide der Unter-65-Jährigen hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark abgenommen, während sie bei den Über-65-Jährigen gleich geblieben ist.
Verteilung der Suizidziffern nach Alter und Geschlecht in Deutschland 2020 (19) / Foto: PZ/Stephan Spitzer
In Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern übertreffen die Suizidzahlen von Männern die von Frauen weit. Dies verhält sich beim assistierten Suizid nicht so: Dort ist das Verhältnis der Geschlechter nahezu gleich oder die Frauen überwiegen. Unter einem assistierten Suizid beziehungsweise einer »Beihilfe zur Selbsttötung« versteht man, dass die Person selbstständig eine todbringende Substanz zu sich nimmt, eine andere Person aber beispielsweise die tödliche Substanz zur Verfügung stellt.
Die Häufigkeit und das Risiko von Suizidversuchen variieren ebenfalls deutlich hinsichtlich des Geschlechts und Alters. Dabei werden Versuche besonders häufig von Frauen und in jüngerem Lebensalter unternommen.
Zur Lebenszeitprävalenz von Suizidgedanken gibt es nur wenige Studien, die sich hinsichtlich Population und Ergebnis unterscheiden. In einer umfassenden multinationalen Studie in 17 Ländern aus verschiedenen Kulturkreisen wurde insgesamt eine Lebenszeitprävalenz von 9,2 Prozent gefunden (15), wobei Deutschland mit 9,7 Prozent leicht über dem Mittelwert lag.
Im Jahr 2020 war die Hauptsuizidmethode in Deutschland das Erhängen mit 45 Prozent aller Suizidmethoden (Tabelle 1) (18). Durch Medikamente einschließlich Drogen verstarben insgesamt 1013 Personen (11 Prozent) (Tabelle 2), wobei die »nicht näher bezeichneten Substanzen« den größten Teil ausmachten, gefolgt von Antiepileptika, Hypnotika, Antiparkinsonmitteln und psychotropen Substanzen. Nicht-Opioid-Analgetika nahmen nur einen kleinen Anteil ein.
Methode | Alle Geschlechter | Männer | Frauen |
---|---|---|---|
Vergiften (X60 bis X69) | 1528 | 848 | 678 |
Erhängen (X70) | 4179 | 3466 | 713 |
Ertrinken (X71) | 194 | 105 | 89 |
Erschießen (X72 bis X75) | 662 | 646 | 14 |
Verbrennen (X76) | 57 | 46 | 11 |
Schneiden (X78) | 435 | 337 | 98 |
Sprung aus der Höhe (X80) | 980 | 668 | 312 |
»bewegtes Objekt« (X81, meist Eisenbahn) | 488 | 366 | 122 |
sonstige (X79, X82 bis X84) | 682 | 457 | 222 |
alle | 9206 | 6944 | 2262 |
Methode: vorsätzliche Selbstvergiftung durch und Exposition gegenüber | Alle Geschlechter | Männer | Frauen |
---|---|---|---|
X60: nicht Opioid-haltige Analgetika, Antipyretika und Antirheumatika | 6 | *) | 4 |
X61: Antiepileptika, Hypnotika, Antiparkinsonmittel und psychotrope Substanzen, anderenorts nicht klassifiziert | 223 | 98 | 125 |
X62: Betäubungsmittel und Psychodysleptika (Halluzinogene), anderenorts nicht klassifiziert | 96 | 51 | 45 |
X63: sonstige Arzneimittel mit Wirkung auf das autonome Nervensystem | 25 | 10 | 15 |
X64: sonstige und nicht näher bezeichnete Arzneimittel, Drogen und biologisch aktive Substanzen | 663 | 328 | 335 |