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Suizidprävention

Eine Aufgabe für alle

Suizidalität entsteht im Zusammenspiel von individuell-biografischen, somatischen und gesellschaftlich-kulturellen Einflüssen und ist ein komplexes Phänomen. Daher ist Suizidprävention eine vielschichtige Aufgabe, die über das Gesundheitswesen und die Gesundheitspolitik hinausgeht. Ein wichtiges Element ist Suizidprävention in der Apotheke.
Barbara Schneider
28.08.2022  08:00 Uhr

Im Jahr 2020 verstarben laut Statistischem Bundesamt 9206 Menschen durch Suizid (2262 Frauen und 6944 Männer) (19). Dies bedeutet, dass insgesamt immer noch wesentlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen versterben. Von jedem vollendeten Suizid sind nach einer konservativen Schätzung durchschnittlich sechs Personen mittelbar betroffen (18). Eine neuere Überprüfung ergab, dass weitere, nämlich bis zu 25 Menschen von einem Suizid mittelbar berührt sind (1). Daraus ergibt sich, dass in Deutschland jedes Jahr mindestens 60.000 Menschen von einem Suizid betroffen sind.

Man geht davon aus, dass die Zahl der Suizidversuche ungefähr 10- bis 30-mal höher ist als die Zahl der vollendeten Suizide. Demnach kann man in Deutschland von geschätzt mindestens 100.000 klinisch relevanten Suizidversuchen ausgehen. Zu berücksichtigen ist, dass mehr als die Hälfte aller Versuche schwere Verletzungen mit zum Teil schweren langfristigen Folgen verursacht (9).

Die Verteilung der Suizidraten in Deutschland folgt dem sogenannten ungarischen Muster. Das heißt: Mit zunehmendem Lebensalter steigt für beide Geschlechter das Suizidrisiko bedeutsam an, wobei Männer in jedem Lebensalter deutlich häufiger Suizide vollenden als Frauen (Grafik) (19). Dabei sind die absoluten Suizidzahlen bei Menschen zwischen 55 und 60 Jahren am höchsten. Die Zahl der Suizide der Unter-65-Jährigen hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark abgenommen, während sie bei den Über-65-Jährigen gleich geblieben ist.

In Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern übertreffen die Suizidzahlen von Männern die von Frauen weit. Dies verhält sich beim assistierten Suizid nicht so: Dort ist das Verhältnis der Geschlechter nahezu gleich oder die Frauen überwiegen. Unter einem assistierten Suizid beziehungsweise einer »Beihilfe zur Selbsttötung« versteht man, dass die Person selbstständig eine todbringende Substanz zu sich nimmt, eine andere Person aber beispielsweise die tödliche Substanz zur Verfügung stellt.

Die Häufigkeit und das Risiko von Suizidversuchen variieren ebenfalls deutlich hinsichtlich des Geschlechts und Alters. Dabei werden Versuche besonders häufig von Frauen und in jüngerem Lebensalter unternommen.

Zur Lebenszeitprävalenz von Suizidgedanken gibt es nur wenige Studien, die sich hinsichtlich Population und Ergebnis unterscheiden. In einer umfassenden multinationalen Studie in 17 Ländern aus verschiedenen Kulturkreisen wurde insgesamt eine Lebenszeitprävalenz von 9,2 Prozent gefunden (15), wobei Deutschland mit 9,7 Prozent leicht über dem Mittelwert lag.

Im Jahr 2020 war die Hauptsuizidmethode in Deutschland das Erhängen mit 45 Prozent aller Suizidmethoden (Tabelle 1) (18). Durch Medikamente einschließlich Drogen verstarben insgesamt 1013 Personen (11 Prozent) (Tabelle 2), wobei die »nicht näher bezeichneten Substanzen« den größten Teil ausmachten, gefolgt von Antiepileptika, Hypnotika, Antiparkinsonmitteln und psychotropen Substanzen. Nicht-Opioid-Analgetika nahmen nur einen kleinen Anteil ein.

Methode Alle Geschlechter Männer Frauen
Vergiften (X60 bis X69) 1528 848 678
Erhängen (X70) 4179 3466 713
Ertrinken (X71) 194 105 89
Erschießen (X72 bis X75) 662 646 14
Verbrennen (X76) 57 46 11
Schneiden (X78) 435 337 98
Sprung aus der Höhe (X80) 980 668 312
»bewegtes Objekt« (X81, meist Eisenbahn) 488 366 122
sonstige (X79, X82 bis X84) 682 457 222
alle 9206 6944 2262
Tabelle 1: Suizidmethoden* in Deutschland 2020, Anzahl der Fälle (19). *) Nach ICD-10 (X60 bis X84); weniger als drei Fälle werden nicht einzeln ausgewiesen.
Methode: vorsätzliche Selbstvergiftung durch und Exposition gegenüber Alle Geschlechter Männer Frauen
X60: nicht Opioid-haltige Analgetika, Antipyretika und Antirheumatika 6 *) 4
X61: Antiepileptika, Hypnotika, Antiparkinsonmittel und psychotrope Substanzen, anderenorts nicht klassifiziert 223 98 125
X62: Betäubungsmittel und Psychodysleptika (Halluzinogene), anderenorts nicht klassifiziert 96 51 45
X63: sonstige Arzneimittel mit Wirkung auf das autonome Nervensystem 25 10 15
X64: sonstige und nicht näher bezeichnete Arzneimittel, Drogen und biologisch aktive Substanzen 663 328 335
Tabelle 2: Suizide durch Medikamente in Deutschland 2020, Anzahl der Fälle (19). *) Nach ICD-10 (X60 bis X84); weniger als drei Fälle werden nicht einzeln ausgewiesen.
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